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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 164
(PDF, 34 MB)
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Auf der Durchreise

In memoriam Wolfgang Langhoff

Helmut Bender

In seinen 'Moorsoldaten - 13 Monate Konzentrationslager - Unpolitischer Tatsachenbericht
' (erstmals erschienen im Verlag Schweizer Spiegel, Zürich 1935) findet
sich im letzten Kapitel 'Denk ich an Deutschland in der Nacht...' (frei nach Heine; es
behandelt seine Flucht nach der Entlassung aus dem KZ Börgermoor/Lichtenburg;
westlich der Ems gelegen) die Passage: .JDas badische Land ist meine eigentliche
Heimat. Dort habe ich gelebt von meinem ersten bis fünfzehnten Lebensjahr und
später bin ich oft zurückgekommen, auf Urlaub... Der D-Zug donnerte über die
Schwellen, ich stand am Fenster und grüßte die Hornisgrinde ... die kahle Kuppe des
Kandels... in der Ferne den Feldberg und den Schauinsland, die vier alten Tannen mit
dem Christuskreuz an der Zähringer Brücke ... und gegenüber auf der anderen Seite
den Kaiserstuhl mit seinen Weinbergen, im blauen Schimmer dahinter die Vogesen
... Heute fahre ich vielleicht für lange Zeit zum letzten Mal durch mein Badnerland
... Um sechs Uhr nachmittags, am 28. Juni [1934 - demnach vor 61 Jahren], treffe ich
mich mit meinen Freunden in Badenweiler. Wir sind dicht an der Schweizergrenze.
Im Auto geht es weiter durch den Schwarzwald. - Wir kommen an ein altes
Bauern Wirtshaus ... In der niedern Schwarzwälderstube sitzen wir um einen runden
Tisch mit bunt gewürfelter Tischdecke. Es gibt Bauernspeck und Bauernbrot.
Markgräfler-Wein dazu. Die Wirtin, die die irdenen Schüsseln auf den Tisch setzt und
mit uns alemannisch spricht, weiß nicht, daß sie mir ein Abschiedsmahl bereitet. - In
der Dunkelheit geht es weiter. Es regnet. - 'Das ist gut für die Grenze', flüstert mir
mein Freund zu...". Die Flucht über die Grüne Grenze gelang. Wie es dazu kam, geht
aus Langhoffs Lebensbeschreibung unvermittelt hervor. Er wurde am 6. Oktober
1901 in Berlin als Sohn eines Kaufmanns geboren, sein Vater war bereits im
darauffolgenden Jahr nach Freiburg übersiedelt. Im Kriegsjahr 1916 verlockte ihn
sein Abenteuerdrang, sich als Schiffsjunge zu verdingen, doch später heuerte er ab,
wurde Schauspieler und Regisseur, wirkte in Königsberg. Hamburg und Wiesbaden
und in den Jahren 1928 bis 1933 in Düsseldorf. 1928 war Langhoff der Kommunistischen
Partei beigetreten, und im selben Jahr wurde er (bis 1933) Leiter einer
'Agitpropgruppe" (= Organ marxistisch-leninistischer Organisationen für Agitation
und Propaganda), sie nannte sich aus topographischen Gründen 'Nordwest voran'.
Eben deshalb inhaftierte man ihn am 28. Februar 1933 im Zusammenhang mit dem
Reichstagsbrand. Darüber geben die 'Moorsoldaten' erschütternde, wenn auch
begreiflicherweise dann und wann subjektive Auskunft. So stellt dieses Buch, in
zahlreichen Auflagen und auch in englischer, französischer und holländischer Spra-

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