Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 166
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0168
Bei Kriegsausbruch

Einige Modelle über den Einsatz von Jugendlichen

Helmut Bender

Der Beginn des Zweiten Weltkriegs kam für die NS-Machthaber bekanntlich
keinesfalls überraschend. Es war zum L bzw. 3. September 1939 ja alles bestens
organisiert. Daß die Schulen, die eben ihre Großen Ferien beendet hatten, zunächst
geschlossen blieben, ist verständlich. Und daß die Südwestecke infolge 'Frontnähe
' besonders lang unter dem Ausnahmezustand verlängerter Ferien litt, war nicht
nur der von vornherein mitprogrammierten Kohleeinsparung zu verdanken, sondern
hatte vorab in der Ungewißheit, wie sich Frankreich hinter der Maginotlinie
und vor dem Westwall verhielt, seine Ursachen.

So ergab es sich wie von selbst, daß die Jugendlichen, vor allem die älteren auf
Mittel- und Höheren Schulen, Beschäftigung zuerteilt bekamen oder solche selbst
suchten. Diesbezügliche Anregungen, nicht aber Befehle, gingen von verschiedenen
öffentlichen Behörden aus: einmal von den Schulen selbst, und zum andern mittels
der Partei bzw. ihrer zugehörigen und zuständigen Organisationen.

Für Oberschüler (zwischen 14 bzw. 15 und 18 Jahren) bemühte man sich, insofern
Stellen oder doch Ersatzdienste zu schaffen, als man mit ihnen versuchte, die Lücken,
die durch Einberufungen entstanden waren, auszufüllen. In der Regel war dies nur
durch Nachrücken möglich: etwa dadurch, daß der Lehrling Gesellenarbeit und der
Ausläufer Lehrlingsarbeit verrichtete - für den Ausläufer aber engagierte man den
Oberschüler, mitunter auch in Halbtagsschichtbetrieb deren zwei oder mehrere. Die
Tarife waren derart niedrig, daß sich die Arbeitgeber nicht zu scheuen brauchten, zu
Löhnen zwischen durchschnittlich 25 und 75 Reichspfennigen in der Stunde genügend
'Ersatzleute' einzustellen, freilich nicht auf Probe, sondern auf Widerruf.

Aus eigener Erfahrung kann berichtet werden, daß die Eltern, um den Meinungen
hundertprozentiger Nachbarn gerecht zu werden bzw. zu entgehen, eine Einigerma-
ßen-Beschäftigung ihrer Kinder förderten. Zuerst eine Ausläuferstelle in einem
Zahnersatz-Labor, das jedoch insofern nicht trug, als zu viele Zahnärzte einberufen
worden waren und Zahnersatz nur noch zögernd Absatz fand; es folgte ein Angebot
als Hilfskraft in einer Papierfabrik, was jedoch wegen Schwer- und Schichtarbeit für
Jugendliche nicht erträglich war; schließlich behagte die Stelle eines Druckereihilfsarbeiters
, weil der dortige Obermaschinenmeister mit den Eltern persönlich bekannt
war und dafür sorgte, daß der Oberschüler genügend Spielraum bzw. Freizeit hatte
und seitens des Betriebs nicht ausgenutzt wurde.

Anders ein Modell für Mädchen: sie sollten nach ihren Fähigkeiten dort einspringen
, wo Leute fehlten: etwa in kinderreichen Haushalten oder in Geschäftshaushal-

166


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0168