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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 172
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0174
Ohne Brücken könnten wir in unserer Landschaft nicht zueinanderkommen. Wie
sollten wir von Klein- nach Großbasel ohne die Rheinbrücken oder von Friedlingen nach
Hüningen ohne die Palmrainbrücke gelangen? Brücken gehören zu unserer Gegend wie
die Kirchtürme, Landstraßen und Eisenbalinlinien. die das Bild unserer Heimat um das
Dreiland prägen. Die Brücken schaffen die Übergänge, die wir brauchen, ohne sie wären
wir um vieles ärmer. Brücken sind aber auch nötig für das geistige und kulturelle Leben.

Jemand, der seit Jahren zwischen den Menschen hüben und drüben des Rheines
Brücken baut und die beiden aus der gleichen Wurzel stammenden Kulturen zu
verbinden sucht, ist

Frau Sylvie Reff-Stern aus Ringendorf in Frankreich.

Das Präsidium des Hebelbundes hat beschlossen, Frau Reff-Stern in diesem Jahr
mit dem Hebeldank des Schatzkästleins zu ehren.

Frau Sylvie Reff-Stern, Mutter von vier Kindern, Lehrerin am Lyceum für englische
Sprache, mit ihrer Familie in einem ehrwürdigen alten Gehöft in Ringendorf
lebend, umgeben von Gärten, Feldern und Haustieren.

Als Elsässerin geboren, als Französin erzogen, in einem religiös toleranten Umfeld
lebend, - das ist das äußere Lebensgerüst.

Die Spannung, in die sie durch ihre Geburt, Biographie und die allgemeine
Weltgeschichte gestellt wurde, formte sie. Was ihr äußere Lebensumstände zumuteten
, weckte in ihr schöpferisches Handeln. Die gegebene Spannung löste geistige
Bewegung aus. Mit dem ihr zur Verfügung stehenden Wort fing sie an, Brücken zu
bauen. So schuf sie Übergänge. Es entstanden französische Gedichte und Erzählungen
, elsässische und deutsche Veröffentlichungen. Sylvie Reff spürte, daß Worte
lebendiger wirken, wenn sie mit Musik weitergegeben werden. Sie wandte sich
deshalb auch der Musik zu, dem Lied. Ihr Metier ist das Chanson, der Gesang,
geworden.

Damit überschreitet sie die Grenzen und kommt hüben und drüben an. Wir würden
Sylvie Reff-Sterns Werk gründlich mißverstehen, wenn wir die Dichterin nur als
Heimatdichterin aus dem Elsaß würdigen würden. Frau Reff-Stern liebt ihre Heimat
über die Maßen. Sie ehrt ihre Kultur und pflegt sie. Aber sie ist noch in einem anderen
Sinn eine Brückenbauerin. Sie baut Brücken für Menschen, die sich in unserer ganz
und gar irdisch und materiell geprägten Welt zu verirren drohen. Typisch für dies ihr
Wirken ist, was eine Zeitung betitelte: „Worte, die die Seele berühren"'. In französischer
Sprache gab Frau Reff-Stern eine große Zahl von Gebeten aus der ganzen Welt
heraus. Sie übersetzte diese Gebete und machte sie so den heutigen Menschen
zugänglich. Die Gebete sind keine agendarischen Gottesdienst-Gebete, sie sind
Zeugnisse von Menschen, die weiter wollen als nur ins Heute und Hier. Es finden sich
Klagen, Lob, Fragen und Bekenntnisse in ihnen.

Frau Sylvie Reff-Stern macht es sich und uns nicht leicht, über Brücken zu
kommen. Sie sieht und empfindet dabei, und was sie wahrnimmt, setzt sie in Sprache
und Ton um. Sie weiß, daß menschliches Leben nicht wie am Schnürchen läuft,
Probleme sind zu bestehen, und Aufgaben sind zu lösen. Das Sympathische am Werk
von Frau Reff-Stem ist, daß die Schwierigkeiten - das Leid, das Böse, die Vergäng-

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