Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 1.1995
Seite: 174
(PDF, 34 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0176
Hebels Gedicht

"Der Wächter in der Mitternacht"

und

Jung-StUlings Roman

"Heimweh"

Vortrag am Hertinger Hebelschoppen vom 23.10.1994

Lieselotte Reber-Liebrich

In der heutigen Gedenkstunde an Johann Peter Hebel möchte ich Sie zurückführen
in eine Zeit, in der Hebel noch nicht der berühmte Dichter, sondern ein Lehrer
und Theologe unter vielen anderen in Karlsruhe war. In dieser Zeit entstanden
seine "Alemannischen Gedichte". Wir alle wissen, daß es Heimweh war, Heimweh
nach dem Wiesental. das diese Gedichte anregte.

Aber war dies der einzige Anstoß? War Hebel ein Außenseiter mit eigenen
Interessen, die sonst niemand teilte? Ich glaube kaum.

Hebel lebte in einer geistig lebhaften Welt. Der Markgraf von Baden hatte viele
namhafte Gelehrte um sich versammelt, von denen einige damals sehr viel berühmter
waren als Hebel. Einer dieser allseits bekannten und geschätzten Männer
war Heinrich Jung-Stilling. der zwar damals noch in Marburg lebte und erst später
nach Heidelberg kam. Heute ist Jung-Stilling außerhalb des theologischen Fachkreises
nicht mehr bekannt, und seine Dichtungen können als vergessen gelten.

Heinrich Jung-Stilling, ein Freund Goethes, hatte sein Leben im pietistischen
Sinn ganz in Gottes Hand gelegt und ließ sich von Gott führen. Auf diese Weise
absolvierte er. obwohl aus ärmlichen Verhältnissen stammend, ein Medizinstudium
. Als Arzt besaß er eine Spezialität: Er konnte Menschen, die am Grauen Star
litten, das Augenlicht wiedergeben. Damals kam dies den Menschen wie ein Wunder
vor. Dennoch reichte sein Einkommen als Arzt nicht für den Unterhalt seiner
Familie. Aus diesem Grund begann er, religiöse Bücher zu schreiben, und hielt in
Marburg, wo er lebte, theologische Vorlesungen. Auch dies brachte nicht den
gewünschten Erfolg, und so plante Jung-Stilling eine Reise durch Süddeutschland
und in die Schweiz, um überall Freunde zu besuchen und Starpatienten zu heilen.
Auf dieser Reise kam er in Karlsruhe vorbei, wurde vom Markgrafen empfangen
und gleich mit den Worten engagiert: "Ich hoffe. Gott wird mir Gelegenheit verschaffen
, Sie aus dieser drückenden Lage herauszubringen und so zu setzen, daß
Sie bloß Ihrer Schriftstellerei und Ihrer Augenkuren warten können. Sie müssen
von allen irdischen Geschäften ganz frey gemacht werden".

174


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-01/0176