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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 38
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0040
Kultur der Nachkriegszeit in Lörrach
aus der Sicht eines Beteiligten

Paul Ibenthaler

Wir kamen aus der Katastrophe des Krieges zurück, wir waren zwischen 25 und
30 Jahre alt und hatten Jahre an normaler Entwicklung verloren. Wir beschäftigten
uns mit Kunst in einer Zeit, in der Lebensmittelmarken und Kalorienzahlen, die an
der unteren Grenze des Überlebens verliefen, das Denken beherrschten.

Nichts lag da näher, als daß wir uns kennenlernten, lange Gespräche führten und
eines Tages zu dem Entschluß kamen, mit unseren bildnerischen Ergebnissen an
die armselige, aber, wie wir glaubten, geisteshungrige Öffentlichkeit zu treten.

Tatsächlich erregte dann die Verwirklichung unseres Entschlusses ein gewisses
Aufsehen; selbst aus Basel kamen Pressevertreter, um sich zu informieren. Aus
einem Teil der Bevölkerung gab es große Zustimmung: und manche Verbindung,
die damals entstand, hat bis heute gehalten. Daß uns dieses Aufsehen auch den
Titel "Picassos von Lörrach" eintrug, war die andere, nicht so erfreuliche Seite der
Medaille.

Da das Land aber politisch unter der Kuratel der Besatzungsmacht stand,
brauchten wir für unser Vorhaben die Genehmigung des "Gouvernement Militaire
en Allemagne. Pays de Bade, Detachement de Loerrach", und zwar vom Attache
d' Administration LEBER, der in der Villa Aichele residierte.

Wir sprachen dort vor und erhielten am 15.1.1947 unter der Nr. 61/GM/Edu.
gerichtet an die Messieurs IBENTHALER, HÜBNER et HALLER, peintres ä
Loerrach. die Genehmigung, eine "Ausstellung moderner Malerei" im Monat
März 1947 zu organisieren.

Wie wir es dann erreichten, die Turnhalle des alten Hebel-Gymnasiums zur
Verfügung gestellt zu bekommen, und wer uns die Stellwände lieh, weiß ich nicht
mehr.

Die Druckerei Karl Kühn druckte uns ein Ausstellungsverzeichnis mit einer
schönen Zierleiste um den Titel "Ausstellung moderne Malerei", die nicht gerade
zum Anspruch der Ausstellung paßte. Der Studienrat Wilhelm Kuhn, den ich
etwas später in einem typischen Portrait festgehalten habe, schrieb uns ein wohlwollendes
Geleitwort.

Von den Strömungen und noch mehr von den Problemen der modernen Malerei
wußten wir selbst nicht allzuviel, sondern wir trachteten nach der bildlichen Verwirklichung
unserer angestauten Vorstellungen von der Welt mit ihren chaotischen
Zuständen, wobei wir unsere persönlichen Lebenserfahrungen und unsere
verschiedenen Charaktere einbrachten. Daraus ergab sich von selbst, daß wir keine
Heimatkunst machen wollten.

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