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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 47
(PDF, 32 MB)
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Ins Theater mit zwei Stücken Holz -
Literatur und Theater der Nachkriegszeit in Südbaden

Martin Jösel

"Ende des zweiten Weltkriegs": So lautete die große Schlagzeile zum Tag der
Kapitulation Japans im Lörracher Mitteilungsblatt vom 6. September 1945 Auch
weniger Bedeutungsvolles erfuhren die Leser an diesem Tag: Aus der französischen
Zone wurde über die "Wiederingangsetzung der Schuhindustrie in Pirmasens
" und über einen Ferienaufenthalt von 700 französischen Kindern im
Schwarzwald berichtet. Und eine weitere Notiz folgte: "Die Tageszeitung 'Das
Badener Tagblatt' ist als erste von Deutschen redigierte Zeitung vergangene Woche
in der französischen Besatzungszone erschienen. Otto Flake und Hermann
Hesse wurden als Mitarbeiter gewonnen. Die neuerschienene Zeitung besitzt eine
alte demokratische Tradition; sie wurde im Jahre 1811 ins Leben gerufen."2]

Diese Zeilen führen in das Thema meines Aufsatzes ein, in dem ich einige
Gesichtspunkte des literarischen Lebens zwischen Freiburg und dem Hochrhein in
der unmittelbaren Nachkriegszeit aufzeigen möchte - im Spiegel des Lörracher
Mitteilungsblattes, der Kulturseiten der Freiburger Nachrichten und der Badischen
Zeitung3I. Mit dieser inhaltlichen, zeitlichen, geographischen und quellenmäßigen
Beschränkung ist der Rahmen meines Beitrages abgesteckt.

Mit der Neuzulassung von Zeitungen durch die Besatzungsmächte war ein entscheidender
Schritt zu einem (möglichen) kulturellen Neubeginn in Deutschland
getan. Der Hinweis auf die "alte demokratische Tradition" des Badener Tagblatts
zeigt, daß die Besatzungsmächte die Vergabe von Zeitungslizenzen vor allem
unter dem Gesichtspunkt der Erziehung der deutschen Bevölkerung zur Demokratie
sahen. Bereits drei Wochen später erschien im Lörracher Mitteilungsblatt ein
Bericht mit dem Resümee: "Der Aufbau der Presse in der französischen Besatzungszone
hat in den letzten Wochen wesentliche Fortschritte gemacht "
(27.9.45). Der "Kulturförderung" durch die frühe Neuzulassung von Zeitungen
einerseits entsprach das Berufsverbot bestimmter Kulturschaffender andererseits:
"Die amerikanischen Besatzungsbehörden haben eine umfangreiche Liste von Personen
erstellt, denen infolge ihrer parteipolitischen Belastung in Zukunft kulturelle
Tätigkeit in Deutschland untersagt sein soll. Zu diesen Personen gehört (...) der
Pianist Walter Gieseking. Außerdem enthält die Liste die Namen des Generalmusikdirektors
Furtwängler, (...) des deutschen Dirigenten Knappertsbusch und des
Schauspielers Emil Jannings. Andere Bühnengrößen, wie z.B. Gustav Gründgens,
Werner Kraus, befinden sich in Haft" (MB, 27.10.45). Die deutsche Kulturszene
der Nachkriegszeit war also von der nationalsozialistischen Vergangenheit, der
militärischen Niederlage Deutschlands und der Herrschaft der Besatzungsmächte

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