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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 62
(PDF, 32 MB)
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ganda-Kunst der Nazizeit zunächst nicht die Konsequenz einer politisch bewußtaufklärerischen
, sondern die einer völlig verinnerlicht-religiösen Haltung zog33'.

Einen markanten Einschnitt in der deutschen Theatergeschichte bedeutete die
Uraufführung von Carl Zuckmayers "Des Teufels General" am 14. Dezember
1946 im Schauspielhaus Zürich durch Heinz Hilpert. Die Aufführung war auch
der Badischen Zeitung einen Bericht wert (3.1.47). (Fast) ohne sprachliches Pathos
wurden die bisherigen Tabu-Vokabeln wie "Politik", "Sabotage", "SS", "Propaganda
". "Gefolgschaft", "Widersacher" sowie die Namen Hitler und Udet konkret
genannt und nicht mit nebelhaften Naturmetaphern umschrieben. Nicht das
ewig-gültige Theater-Kunstwerk wurde beschworen, sondern das Schauspiel als
"brennendes Fragezeichen" verstanden. Zuckmayers Stück führte ganz wesentlich
zu einem inhaltlichen und sprachlichen Neuansatz in der Auseinandersetzung mit
dem Zweiten Weltkrieg und dem Nationalsozialismus.

Bereits im Juni 1946 waren anläßlich der Konstanzer Kulturwochen "Neue
Wege des Theaters" (BZ, 12.6.46) beschritten und ein grenzüberschreitendes Kultur
-Ereignis inszeniert worden. Das Staatstheater Stuttgart stellte Anouilhs "Anti-
gone" nun in deutscher Sprache zur Diskussion. Bert Brechts "Mutter Courage
und ihre Kinder" wurde zum ersten Mal nach der Zürcher Uraufführung 1941 in
Deutschland aufgeführt. Thornton Wilders "Unsere kleine Stadt" mit seiner neuen
Dramaturgie ohne dramatische Höhepunkte sorgte in Konstanz für Aufregung:
einige Zuschauer "verließen das Theater unter wenig anständigen Formen türenknallend
" (BZ, 12.6.46). Alltagswirklichkeit, Aktualität und psychologische Darstellungskunst
wurden gerühmt.

Konstanz blieb nun für einige Zeit die moderne Theatermetropole Südbadens.
Mit der Uraufführung von Weisenborns "Babel" kamen völlig neue Inhalte auf die
Bühne: "die harte und kalte Realität des modernen Großkapitalismus" (BZ,
11.2.47). Während Rupert Gießler den Mut des Konstanzer Theaters lobte, ein
solch modernes Stück aufzuführen, erfuhren die Zeitungsleser auf der gleichen
Seite: "Der Konstanzer Stadtrat beschloß, die für den Sommer dieses Jahres geplante
Kulturwoche mit Rücksicht auf die Ernährungslage ausfallen zu lassen"
(BZ, 11.2.47). Schon im November hatte sich der harte Winter angekündigt. Auch
der Theaterbetrieb blieb nicht verschont. Nur unter äußerst erschwerten Bedingungen
konnte er noch aufrechterhalten werden: "Um während der Wintermonate die
Aufführungen in geheiztem Raum des Lörracher Stadttheaters zu ermöglichen, hat
sich die Dreiländereck-Bühne an die Theaterbesucher gewandt und sie gebeten,
zur Beheizung des Raumes beim Besuch der Aufführungen zwei Stück Holz mitzubringen
" (BZ, 12.11.46). Dennoch mußten im Winter 46/47 zahlreiche Kulturveranstaltungen
ausfallen, weil die Heizungs- und Beleuchtungsprobleme nicht
gelöst werden konnten (BZ, 25.2.47). Dieser Situation gewann Eckart Peterich
auch Vorteile ab: die Kulturkonjunktur vergangener Monate sei nun vorbei und
eine Zeit der Besinnung gekommen. Peterich erkannte, daß die deutsche Nachkriegskultur
"etwas Biedermeierhaftes" hatte. "Dabei ringen diese Biedermeierzirkel
heftig um das Moderne (...) Nicht ästhetische, sondern sittliche Fragen sind

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