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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 106
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brikbauten, große Produktionshallen, oft mit den typischen Sheddächern, durch
Laborantenhäuser und schließlich ganze Arbeitersiedlungen, in denen die Fabrikarbeiter
in unmittelbarer Nähe zu ihrem Arbeitsplatz Wohnung fanden, ist dieser
Wandel gekennzeichnet. Das optische Gegengewicht stellten damals die - vereinzelt
noch erhaltenen - Fabrikantenvillen dar, inmitten baumbestandener Parks.

Solche Veränderungen wurden freilich nicht von allen Seiten uneingeschränkt
befürwortet. Hermann Burte z.B. warnte zu Anfang des 20. Jahrhunderts eindringlich
vor der Verschandelung des Wiesentales durch die Industrie, der "Neuen
Zwingfrau".

Und es luegt so finster dry
Us de ehalte gläsigen Auge
Eusi Zwingfrau, d'Industry17'.

Bekanntermaßen war die Textilindustrie der wichtigste gewerbliche Sektor während
der Industrialisierung. Wir wollen uns auf ein Beispiel beschränken, auf die
Zell-Schönau AG18).

Nur kurze Zeit nach der Gründung des Zollvereins hatte Dietrich Iselin, ein
Textilunternehmer aus Basel, eine Filiale in Schönau errichtet und legte damit den
einen Grundstein zur erst vor kurzer Zeit geschlossenen Zell-Schönau AG. Die
Baumwollspinnerei und -weberei mit mechanischer Produktionsweise war als reiner
Fabrikbetrieb konzipiert und erreichte 1841 eine Beschäftigtenzahl von 200
Personen, hauptsächlich Frauen. 1866 waren es ca. 500 Arbeiter, 1895 nur noch
350. Die Begründung hierfür ist zum einen in der Wirtschaftskrise der 1860er
Jahre zu suchen, zum anderen aber machte sich die Rationalisierung der Produktionsabläufe
bemerkbar. Als ein Beispiel für die zahlreichen produktionstechnischen
Umstellungen sei der Umbau der Spinnmaschinen zu Seifaktoren (selbsttätige
Spinnmaschinen) vom Jahre 1868 an genanntl9). Nach mehrmaligen Veränderungen
in der Gesellschaftsform trug das Unternehmen bis zur späteren Fusionierung
, worauf noch einzugehen ist, den Namen "Iselin und Cie.".

Auf eine ähnliche Tradition kann die Textilindustrie in Zell i.W. zurückblik-
ken20', wo die zweite Wurzel zur Zell-Schönau AG liegt. Seit den sechziger Jahren
des 18. Jahrhunderts hatten hier die Brüder Montfort u.a. eine Bleiche, eine Spinnerei
und einen Webereiverlag unterhalten. Sie waren insbesondere für kapitalkräftige
Unternehmer aus Basel tätig und hatten in Spitzenzeiten über 2000 Heimarbeiter
an ihren Spinnrädern und Handwebstühlen beschäftigt, die das "vorgelegte
" Material für Lohn verarbeiteten. Nach einigen konjunkturellen und auch strukturellen
Problemen aufgrund der größer werdenden maschinellen Konkurrenz
wurde das Montfortsche Unternehmen 1807 eingestellt. Der wesentliche neue Impuls
kam bald nach dem Stadtbrand von 181821', als Peter Koechlin, Teilhaber der
Textilfabrik "Merian & Koechlin", für einen Wiederaufbau in der Stadt gewonnen
werden konnte. Er ließ 1819/20 "auf dem Aiele" ein Produktionsgebäude mit 250
Handwebstühlen errichten. In dieser Fabrik fanden 210 Personen Arbeit, weitere

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