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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 121
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0123
war von 1880 bis 1898 Gemeinderat von Käsacker und maßgeblich am Wegbau durch
das Dorf in den Jahren 1868/69 beteiligt. Am 22. Juni 1868 wurde nämlich von den
Käsackerer Bürgern Joh. Jakob Friedrich Homberger, Michael Oßwald, Johann
Georg Roser, Simon Oßwald und Johann Jakob Wehrle eine Übereinkunft zur Anlage
eines neuen Weges im Ort getroffen. Da der alte Weg wegen der großen Steigung nur
sehr beschwerlich mit den Vieh- und Pferdefuhrwerken zu befahren war, wurde
vereinbart, einen neuen Weg mit zwei großen Kurven in gleichprozentiger Steigung
durch den Ort gemeinschaftlich herzustellen. Hierzu waren umfangreiche Grundstückstausche
und Abtretungen notwendig. Genaue Aufschreibungen über die Arbeitseinsätze
zeugen vom Fleiß unserer Vorfahren, mußten sie doch auch noch die
schwere bäuerliche Arbeit in dem steilen Gelände verrichten. Oft genug hatten
Unglücksfälle und Krankheiten großes Leid über die Bewohner des Ortes gebracht.
So z.B. im Jahre 1797, als die Bürger Matthias Weis, Matthias Weltin und Johann
Jacob Mäder am 15.4.1797 an das Oberamt folgenden Brief schrieben: „Wir haben
seit einem halben Jahr ein sehr trauriges Schicksal. Im abgewichenen Spätjahr (also
Herbst 1796) hatte die grassierende Viehseuche unser alles Rindvieh so in 17 Stück
bestanden, dahingerafft. Vergangenen Samstag, den 8. April geriet ein Haus, worin-
nen vier Familien wohnten, in Brand, ohne zu wissen, auf welche Art und Weise. In
etlichen Stunden lag alles in der Asche. Es war fast niemand zu Hause, die Leute
waren im Feld und auf der Fron. Zwei Personen, eine alte Weibsperson mit ihrem
krüppelhaften Sohn kamen in den Flammen um und wurden unter dem Schutt
begraben. Mein des Matthias Weltins nicht weit davon stehendes Haus wurde von den
Funken angesprungen und hat sich auch entzündet. Es waren nur zwei kleine
Mägdlein zu Hause, es konnte niemand etwas retten, in einer Stunde lag so das Haus
auch in der Asche. Jetzt sind fünf Familien ihrer Wohnungen beraubt und um ihre
Habseligkeiten gekommen ohne ihr Verschulden".

Sie bitten den Markgrafen um Bauholz aus den herrschaftlichen Waldungen um
einen leidigen Preis. Matthias Weltin braucht 80 Stück Bautannen und 5 Sägtannen,
Johann Jacob Mäder 74 Stück Bau- und 3 Sägtannen. Matthias Weis benötigt 60 Stück
Bau- und 3 Sägtannen. Die drei bitten den Markgrafen außerdem um einige unentgeltliche
Baumstämme. Unterschrieben wird das Schriftstück von den drei Bürgern
selbst. Der Pfarrer setzt seinen Sermon auch darunter und schreibt: „Die Wahrheit
wird beglaubigt, das Elend dieser Leute ist unbeschreiblich". Auch der Vogt und
Stabhalter nebst dem Förster unterschreiben.

Johannes Mäder verfaßt ein eigenes Bittgesuch, da er doppeltes Pech hatte. Er
schreibt: „Im Spätjahr wurde mir von den französischen Truppen das Haus angezündet
, alles verbrannte, nur das Vieh wurde gerettet, da es gerade auf der Weide war.
Aber da kam die grassierende Viehseuche und ich verlor auch das Rindvieh. Ich hielt
mich mit meiner Familie in eines Nachbarn Haus auf und schaffte mir wieder den
nötigsten Hausrat an. Am 8. April kam auch dieses Haus ganz unvermutet in den
Flammen um, und meine Vorratschaften, die ich von Freunden und Anverwandten
bekommen hatte, wurden wieder ein Raub der Flammen. Nichts blieb, wie das nackte
Leben".

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