Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
57.1995, Heft 2.1995
Seite: 157
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1995-02/0159
Tagebuch des Martin Glenz
während des Feldzugs von 1870/71

Im Besitz meiner Familie befindet sich das Tagebuch meines Ur-Ur-Großvaters
Martin Glenz (1846-1926), der als Landwirt auf dem Hof seiner Eltern in Seefelden
und später als Briefträger arbeitete. Zu Beginn des deutsch-französischen
Krieges von 1870/71 wurde er in das 5. Badische Infanterie-Regiment eingezogen,
in dessen 8. Kompanie er bis zum Kriegsende Dienst tat. Während des Krieges
machte er sich Notizen, die er später zu einem Tagebuch zusammenfaßte. Durch
die detaillierte Auflistung seiner Quartiere und die Angabe der dazugehörigen
Daten ist es möglich, dem Autor von der Belagerung Straßburgs über Vesoul zur
Einnahme von Dijon zu folgen. Von dort sehen wir ihn als Teil der 3. Brigade des
XTV. Armeekorps unter General v. Werder im Abwehrkampf gegen die 100 000
Mann starke französische Ostarmee General Bourbakis stehen. Bei Bussurel (im
Text: Bisorelle) nahm er an der dreitägigen Schlacht an der Lisaine teil.
Nach dem Krieg wurden ihm, wie allen Kriegsteilnehmern aus Baden, die deutsche
Kriegsgedenkmünze für 1870/71 und die Großherzoglich-badische Felddienst
-Medaille mit der Schleife von 1870/71 verliehen.

Der interessierte Leser kann sich in dem Werk von Schilling v. Canstatt: Geschichte
des 5. Badischen Infanterie-Regiments Nr. 113, Berlin 1890, umfassend
über dessen Einsatz 1870/71 informieren und die militärischen Aktionen aus einem
übergeordneteren Blickwinkel betrachten.

Marc Zirlewagen

Im Juli 1870, als Deutschland seine Soldaten im Ruhmonat beurlaubt hatte, gar
nichts Böses ahnte, scholl der Ruf über den Rhein: Krieg.

Dieser Ruf verbreitete sich immer mehr, und schon am 16. Juli bekamen wir
Soldaten Order und mußten am 17. d.M. schon einrücken.

Als wir nach Rastatt kamen, wie sah es da aus! Alle Straßen, alle Wirtshäuser
waren voll einrückender Soldaten. An ein Bett zu denken war keine Rede, wenn
man nur unter einem Dach beherbergt wurde, mußte man froh sein, denn viele
biwakierten am Murgdamm. Ich mit meinen Kameraden übernachtete in einem
Gaststall. Am 18. des Morgens suchte ich zuerst mein Regiment und Compagnie
(denn das 5. Regiment war schon am 16. des Morgens 2 Uhr von Freiburg nach
Rastatt gefahren) und als ich letztere fand, kleidete ich mich ein denn da konnte
man nicht warten, bis man eingekleidet wurde, es nahm eben jeder, was er in's
Feld brauchte. Nachmittags 4 Uhr marschierten wir ab nach Muggensturm. Diejenigen
, die noch nicht eingekleidet waren, mußten Civil hinten nach marschieren,

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