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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 1.1996
Seite: 58
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und verlogen entlarvt hatte, hinweg. Vor allem, was die Rolle der Frau betraf. Ihre
Haltung formulierte sie in ihrer berühmten Rede anläßlich der Verleihung des
Kunstpreises der Stadt Basel: ..Ja. ich möchte sogar sagen, daß man als Frau die
Verpflichtung hat. durch seine Lebensführung zu beweisen, daß man die Tabus,
mit welchen man die Frauen seit Jahrtausenden in einem Zustand der Unterwerfung
gehalten hat. als nicht mehr gültig ansieht. Die Freiheit wird einem nicht
gegeben, man muß sie nehmen.*4

Damals hatte sie schon erfahren, daß diese Freiheit nicht leicht zu haben ist.
Auch die schöpferische Freiheit war für sie unabdingbar. Christoph von Tavel. der
Leiter des Kunstmuseums in Bern, hat die „Unvorhersehbarkeit" ihrer Werke so
beschrieben: „Meret Oppenheim hat nicht die Formen ihrer Aussage kontinuierlich
vervollkommnet, sondern jedes Werk aus schöpferischen Urgründen. Träumen
. Assoziationen. Spielen. Gedanken neu entstehen lassen." Kunsthistoriker
und Kunstkritiker sehen sich deshalb vor der unlösbaren Aufgabe, ihr Werk einzuordnen
in zeitliche oder stilistische Kategorien. ..Jeder Einfall wird geboren mit
seiner Form. Ich realisiere die Ideen, wie sie mir in den Kopf kommen. Man weiß
nicht, woher die Einfälle einfallen; sie bringen ihre Form mit sich, so wie Athene
behelmt und gepanzert dem Haupt des Zeus entsprungen ist. kommen die Ideen
mit ihrem Kleid." gibt die Künstlerin einmal in einem Interview als Erläuterung.
So ist es auch bei den Gedichten. Sie habe niemals in einem strengen Sinn an
einem Gedicht gearbeitet, stellte Meret Oppenheim einmal fest. Sie habe es jeweils
..aufgenommen und aufgehoben."

Kindheit und Jugendzeit in Steinen

Rotes Linoleum hatte sich Meret für ihr Zimmer im neuen. 1930 erbauten elterlichen
Haus in Steinen ausgesucht. Daran erinnert sich der Bruder, Dr. Burkhardt
Wenger, heute noch. Die schöne Schwester hatte einen sicheren Sinn für Farben.
Meret wuchs mit ihren beiden Geschwistern. Kristin und Burkhardt, in einem
kultivierten, liberalen Hause auf. Der Vater war ein leidenschaftlicher Arzt. Humorvoll
und mit Spaß am Schauspielern schildert ihn Wenger. Meret sei der
Liebling der Mutter. Eva Oppenheim-Wenger. gewesen, die fortschrittlich dachte.
Auch in der Großmutter Lisa Wenger. einer zu ihrer Zeit bekannten Schriftstellerin
und Kinderbuchillustratorin. fand die junge Meret moralische Unterstützung in
ihrem emanzipatorischen Denken. Die beiden Schwestern hingen ..wie Pech und
Schwefel" zusammen, erinnert sich der jüngere Bruder, und seien immer zu Streichen
aufgelegt gewesen. So hätten sie einmal den Einkaufskorb auf dem Kanal
hinter dem Waschhüsli fortschwimmen lassen. Während des Ersten Weltkrieges,
als Alphons Oppenheim als Arzt bei der Armee war. lebte Eva Oppenheim mit der
1913 noch in Berlin geborenen Meret und der kleinen Kristin, die 1915 auf die
Welt kam. in der Villa Solitude im Berner Jura, bei den Großeltern Wenger. Hier
und im Tessiner Haus der Großeltern in Carona verbrachten sie auch später die
Ferien. Für Meret ergaben sich dabei viele Möglichkeiten für Begegnungen mit

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