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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 1.1996
Seite: 64
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-01/0066
frühere Tuschezeichnungen in Skulpturen oder Reliefs um. Die Kunstwerke bilden
ein Kontrastprogramm untereinander und sind Beweis für die herausragenden Fähigkeiten
der Künstlerin in den verschiedensten Techniken. „Der grüne Zuschauer
", eine mannshohe Skulptur als Fortführung früherer Tuschezeichnungen, steht
da neben einem klaren ruhigen Ölbild in gelb und blau mit dem Titel: „Ein Abend
im Jahre 1910". Es entstand eine Bronzeskulptur mit sechs Wolken, die über eine
Brücke gehen, und dann wieder ein Objekt .,Le couple". zwei braune Stiefelchen,
deren Spitzen fest zusammengefügt sind, als würden sie sich küssen. Es gesellt
sich zu einem früheren Oeuvre mit Schuhen. Meret hatte das surrealistische Objekt
, das fast so berühmt ist wie ihre „Pelztasse", „ma gouvernante - my nurse -
mein Kindermädchen" genannt. Zwei Stöckelschuhe sind zusammengebunden und
wie ein Braten auf einem Tablett angerichtet. Die Künstlerin spielte hier auf
gesellschaftliche Mechanismen an. Die kritische Kunstwelt erkannte allmählich,
daß die Vielschichtigkeit und Vielfältigkeit ihres Schaffens, die freie Kombination
von Materialien und Stilen, im Gesamtwerk eine einheitliche Überschrift findet in
ihrem Grundbekenntnis zur schöpferischen Freiheit und in ihrem Esprit. „Die
Kunst steht über den Themen", hat Meret einmal in einem Gespräch postuliert.
„Ein Thema sollte nur ein Anlaß sein, um ..(wie der Fremdkörper in der Muschel
für eine Perle, d. Verf.) .. das Kunstwerk darum zu bilden."

Eine faszinierende Frau mit Humor und Esprit

Meret Oppenheim war Leitbild und Offenbarung für die jüngere Künstlergeneration
. So erscheint es fast logisch, daß sie auch an Orten ausstellte, die sonst nur
der Avantgarde vorbehalten sind, wie etwa die „Galerie nächst St. Stefan" in Wien
oder die Documenta in Kassel. Eine große Ausstellung 1967 in Stockholm leitete
quasi die Wiederentdeckung der Künstlerin ein. 1975 wurde sie von der Stadt
Basel mit dem Kunstpreis gewürdigt. 1982 folgte ihre Geburtsstadt Berlin. Kurz
vor ihrem Tod war Meret Oppenheim in der Regio zu sehen. Ihre Ausstellung in
der Galerie Stahlberger in Weil wurde auch ein großartiger persönlicher Erfolg der
attraktiven und interessanten Frau. Ria Stahlberger spricht heute noch von einer
„Sternstunde für ihre Galerie". Die Künstlerin übte auch auf sie eine große Faszination
aus. „Wer das Glück hatte. Meret Oppenheim persönlich kennenzulernen,
hat einen leichteren Zugang zu ihrem Werk".

Einfach ist dieser gewiß nicht für jedermann. Die Zeile aus ihrem Gedicht ...
und laß die Wände los ... weist einen Weg. Sich loslösen und mit der Künstlerin
eintauchen in das Unbewußte, um sich hier mit der Realität konfrontiert zu sehen.
Eine zweite Zugangsschiene zu ihrem dichterischen und bildnerischen Werk sind
Humor, Witz und Ironie, die immer wieder hervorblitzen, auch Selbstironie, wie
etwa bei ihrem „Zukunfts-Selbstportrait als Greisin" von 1938. Eine Ausstellung
auf der Praterinsel in München 1994 war ausschließlich dem Humor von Meret
Oppenheim gewidmet.

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