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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 1.1996
Seite: 70
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-01/0072
Die evangelisch-lutherische Gemeinde in Steinen

Eine Geschichte von alemannischen Bibellesern,
tatkräftigen Bürgern und Heimatvertriebenen

Walter Strache und Wolf Quaßdorf

Im Jahre 1949 kam im Zuge der Umsiedlungen nach Südbaden auch eine große
Anzahl von Flüchdingen und Vertriebenen nach Steinen.

Im Herbst 1948 hatten sich im evangelischen Steinen zwei Mitglieder des Männerkreises
darüber verständigt, daß sich dessen Arbeit nicht im Bibellesen erschöpfen
dürfe, sondern es müßte etwas getan werden, um z.B. die große Not der
Heimatvertriebenen lindern zu helfen.

Diese christliche Bürgerinitiative von 1949 war die Voraussetzung dafür, daß in
Steinen die evangelisch-lutherische Gemeinde ansässig werden konnte. Die evangelisch
-lutherische Gemeinde aus Bodenbach (Sudetenland), die sich damals noch
auf einer Zwischenstation im Kreis Nördlingen (Bayern) befand, war auf der
Suche nach einer neuen Heimat und verhandelte bereits wegen eines Anschlusses
an die Evangelisch-lutherische Kirche in Baden und ihrer Umsiedlung nach Südbaden
. Verhandlungspartner und Fürsprecher waren u.a. der damalige südbadische
Ministerpräsident Leo Wohleb und der Superintendent der Evangelisch-lutherischen
Kirche. Wilhelm Daub.

Die Evangelisch-lutherische Kirche in Baden ist Mitte des 19. Jahrhunderts aus
jenen ..renitenten" lutherischen Gemeinden entstanden, die sich der großherzoglichen
Kirchenunion von 1821 (Fusion von evangelischen Gemeinden mit lutherischer
und reformierter Tradition) widersetzt hatten, um ihre kirchliche Eigenständigkeit
zu bewahren (sehr vereinfachte Darstellung. Anmerkung d.V.). Das Mark-
gräflerland (Baden-Durlach) war von 1556 bis zur Kirchenunion von 1821 zumindest
nominell evangelisch-lutherisch, während in Nordbaden im Laufe der Jahrhunderte
die Konfession nach dem Gutdünken seiner Landesherren wechselte:
gemäß dem Rechtsgrundsatz des Augsburger Religionsfriedens von 1555 „cuius
regio eius religio" (in wessen Fürsten Gebiet man lebt, dessen Religion muß man
haben!).

Als die evangelisch-lutherische Gemeinde ins Wiesental kam. hatte sie bereits
eine bewegte Vergangenheit hinter sich, denn vier Jahre war sie unterwegs. Ihre
Wanderschaft begann im Jahr 1945 - im Jahr der Vertreibung. In den Wirrnissen
der plötzlichen Ausweisung aller Deutschen aus dem sudetendeutschen Tetschen-
Bodenbach an der Elbe (ca. 50 km südlich von Dresden) gelang es der Gemeinde,
in zwei Trecks auszuwandern. Sie befanden sich eine Woche lang im Niemands-

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