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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 1.1996
Seite: 85
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-01/0087
„Das Rathaus" in Basel -
eine Erzählung von Hermann Hesse

Martin Jösel

..Über der hellen, geräumigen Stadt und den umgebenden Hügeln, über Türmen.
Gärten. Strom und Mauern flutete die warme Luft eines schönen Frühsommertags.
Gegen Süden stand wie ein fabelhaftes Gebirge eine steife, plastische Wand hellgrauer
Wolken, leichtere, schneeweiße flogen vereinzelt langsam und wohlig an
der leuchtenden Wölbung des tiefen Himmels hin."1

Mit diesen Sätzen beginnt Hermann Hesse seine Erzählung ..Das Rathaus". Aus
der Weite der Vogelperspektive führt der Autor den Leser über die Stadt. Harmonisch
vereint scheinen dort Zivilisation und Natur. Langsam löst sich das helle und
ruhige Eingangsbild in einer zarten Bewegung auf. Mit kräftigen expressionistischen
Pinselstrichen ..malt" dann Hesse die Landschaft: ..Auf Wiesen geilte die
wilde Blust in starken Farben, gelbe breite Streifen von feisten, großblütigen
Butterblumen verkündigten die verborgenen Wasserläufe" (51), um dann in die
Stadt einzudringen. Aber auch noch dort prägt die ..gährende Natur in zahlreichen
mauerumschlossenen Gärten (...) das überströmende Leben" (51). Der Garten eines
alten Bürgerhauses wird nun zum Schauplatz der Geschichte. Erst jetzt führt
Hermann Hesse menschliche Akteure in seine Erzählung ein: ..Eine Gesellschaft
von Jünglingen saß plaudernd um den großen steinernen Gartentisch. (...) Der
Kreis von jungen Männern paßte wohl in die schöne sommerliche Gartenwelt. Auf
ihren freien Stirnen und in ihren frischen Bewegungen lag Jugend. Wärme und der
frohe Ernst reifender Männlichkeit" (52/53).

Hesse schrieb diese - am Anfang so idyllische - Erzählung als 26-jähriger um
1903. Erst 1977 wurde sie aus dem Nachlaß veröffentlicht und in den Erzählband
..Aus Kinderzeiten" aufgenommen2'. Das Manuskript liegt im Deutschen Literaturarchiv
in Marbach am Neckar 3).

Im Zentrum der Geschichte stehen der Umbau und die Erweiterung des Basler
Rathauses, die genau in Hesses zweite Basler Zeit (von 1899 bis 1904) fielen.
Bereits von 1881 bis 1886 hatte der junge Hermann einen Teil seiner Kindheit in
Basel verbracht 4'. Am Ende des Jahrhunderts kehrte er als Buchhandlungsgehilfe
nach Basel zurück. In einem Brief an seine fast lebenslange Brieffreundin Helene
Voigt- Diederichs schrieb er am 7. August 1899 aus seinem Heimatort Calw: „Ich
habe in Tübingen ganz abgeschlossen und werde Ende September nach Basel
gehen, wo ich eine neue Unterkunft gefunden habe. Denken Sie - nach Basel! Das
ist ja meine Lieblingsstadt, meine Stadt der Städte, und außerdem die Heimat
Burckhardts und Böcklins. Außerdem habe ich in Basel den srößten und herrlich-

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