http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-01/0135
Abb. 4: Ausflug des Evangelischen Frauenvereins 1928 nach St. Blasien
Antisemitismus und Holocaust
Mit der Emanzipation der Juden ging ein Jahrhunderte währender religiös begründeter
Antisemitismus zu Ende. Bald trat jedoch an seine Stelle ein neuer, ein
rassistischer Antisemitismus. Während in den 70er Jahren als Folge der Aufklärung
das Bürgertum sich weitgehend antisemitischen Bestrebungen verschloß,
schlug die Stimmung in den 90er Jahren auf Betreiben angesehener Gelehrter wie
Heinrich von Treitschke um.
Als am 30. Januar 1933 die NSDAP die Macht übernahm und Hitler Kanzler
wurde, begann ein staatlich organisierter Antisemitismus, der in seiner Grausamkeit
und letzten Konsequenz in der Geschichte seinesgleichen sucht. Die rassistisch
-antisemitischen Forderungen waren schon im Parteiprogramm der NSDAP
v on 1920 deutlich formuliert, z. B.: ..Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen
Blutes ist, kein Jude kann daher Volksgenosse sein." Nach wilden Aktionen kam
es am L April 1933 erstmals zu einem reichsweit organisierten Boykott - Plakate
wurden an Geschäfte. Kanzleien und Praxen gehängt, und SA-Trupps verwehrten
die Eingänge. Auch in Kirchen waren die jüdischen Geschäfte betroffen, die Kolonialwarenhandlung
von Julius Bloch und die Metzgerei von Max Braunschweig.
Diese Aktionen wurden von jüdischer Seite nicht genügend ernst genommen, man
rechnete nicht mit Schlimmerem, besonders nicht auf dem Lande, wo lange Zeit
ein gutes nachbarschaftliches Zusammenleben noch möglich war. Daneben kam
es auch zu hoffnungsvollen Ereignissen, wie der nachträglichen Verleihung des
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