Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 16
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0018
on und sonstige Ausrüstungsgegenstände, die oft als Ballast angesehen wurden,
ließen sie in den Quartieren oder auf freiem Felde zurück. Der ungeordnete Rückzug
einer geschlagenen Armee, für deren Angehörige der eigene Schutz und das
Überleben absoluten Vorrang hatten, prägten das Bild der letzten Kriegstage.

Opfer unter der Zivilbevölkerung und an Gebäuden waren, mit Ausnahme von
Schloß Bürgeln, in Obereggenen nicht zu verzeichnen. Das Schloß wurde unter
Beschuß genommen, weil es, auf dem Bürgler Berg wie auf einem Präsentierteller
gelegen, von jenseits des Rheines ein hervorragendes Ziel bot und weil die französische
Führung das Schloß noch immer als Besitz des deutschen Reiches betrachtete
(siehe hierzu Kapitel „Bürgeln").

Die dem Abzug der deutschen Soldaten folgenden französischen Besatzungstruppen
waren kein Spiegelbild der „Grande Nation". Sie verbreiteten Furcht und
Schrecken unter der Zivilbevölkerung, beschlagnahmten Wohnräume, requirierten
rücksichtslos, was sie an landwirtschaftlichen Erzeugnissen gerade gebrauchen
konnten. Sie duldeten nächtliche Raubzüge ausländischer Banden, die von den
Müllheimer Kasernen aus ungehindert operieren konnten. Dort waren Arbeiter,
meist junge Leute, zusammengezogen, die während des Krieges als Zwangsarbeiter
ins Land kamen. Bei einem solchen Raubzug wurde der Eigentümer der ..Mattenmühle
". Fritz Räuber, im Herbst 1945 durch die Schlafzimmertüre erschossen,
weil er diese den Eindringlingen nicht schnell genug öffnete.

Allmählich kehrten dann Ruhe und Ordnung ein. aber die Requirierungen blieben
und wurden mitunter auch mit Gewalt durchgesetzt. Doch verliefen sie einigermaßen
korrekt und waren zur Versorgung der Zivilbevölkerung mit dem Nötigsten
nicht zu umgehen. Die Bevölkerung in den Städten konnte trotzdem nur
unzureichend mit Lebensmitteln versorgt werden. Sobald Zug und Bus wieder
einigermaßen einsatzfähig waren, strömten die hungrigen Städter und die Arbeiter
aus dem Wiesental in die Dörfer, um zu „hamstern", was auf dem Markt nicht zu
haben war. Der Schwarzmarkt blühte, und manch alter Familienbesitz wechselte
für Brot. Fleisch. Wurst. Wein oder Schnaps seinen Besitzer. Sogleich nach
Kriegsende setzte der Zustrom der Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten
ein. Diesen heimatlos gewordenen Menschen mußte nach Flucht und Vertreibung
unter oft unmenschlichen Bedingungen Wohnraum zur Verfügung gestellt werden
; eine für die Gemeinden oft unlösbar erscheinende Aufgabe. Nicht immer
stießen die unumgänglichen Zugriffe auf Wohnräume und Wohnungen auf das
nötige Verständnis seitens der Betroffenen.

Die katastrophale Lage auf dem Wohnungsmarkt war auslösendes Moment für
den Bau des „neuen Rathauses'* an der Bürgler Straße, das am 10. Januar 1952
seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Der Neubau beherbergte 6 Wohnungen
für Vertriebene, die Gemeindeverwaltung, die örtliche Poststelle und die
Obstsammelstelle. Übriggeblieben sind die Wohnräume; die Ortsverwaltung ist
wieder an ihren alten Platz in das ehemalige Blankenborn'sehe Herrenhaus zurückgekehrt
, eine überörtliche Obsterfassungsstelle an der Gemarkungsgrenze
Obereggenen - Niedereggenen hinter dem Sägewerk Rother wurde 1995 in Betrieb

16


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0018