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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 52
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0054
Das Jahr 1795

Im Jahre 1795 überschritten die Franzosen bei Düsseldorf den Rhein und drängten
die Österreicher bis zur Sieg und Lahn zurück.61 Bei Mainz gelang es den
Österreichern, sie aufzuhalten. Die Emigranten am Oberrhein wurden allmählich
ungeduldig, denn sie erwarteten endlich den Einmarsch der Kaiserlichen in Frankreich
. Aber diese zogen sich zurück, und die Emigranten konnten wieder ihr
„Lasterleben" aufnehmen. Sie brachten zwar Geld unter die Leute, aber durch die
herrschende Inflation verlor es schnell an Wert. Die kurze Atempause ließ die
Menschen zwar aufleben, aber sie wußten, daß sie nicht von langer Dauer sein
werde.

Die Königsausrufung in Steinenstadt

Im Juni 1795 fand bei Steinenstadt noch ein Schauspiel ganz besonderer Art
statt:4)

Die Einwohner von Neuenburg, Steinenstadt und die herbeigeeilten Bürger von
Schliengen wurden Zeugen einer Königsausrufung. Am 8. Juni war der Sohn des
hingerichteten Ludwig XVI., der nach der Hinrichtung seiner Eltern dem Schuster
Simon zur „Erziehung" übergeben worden war, gestorben. Der Bruder Ludwigs
XVI. befand sich in dem Emigrantenheer, und auf dem Feld oberhalb des Frauen-
hölzle wurde er in einem feierlichen Akt zum König von Frankreich ausgerufen.
Man vollzog die Königsausrufung sehr geräuschvoll, denn man wollte, daß die
zahlreich versammelten republikanischen Soldaten auf der linken Rheinseite bemerkten
, daß Frankreich wieder einen König habe. An dieses einmalige Geschehen
erinnert noch der „Königsweg" in dem Steinenstadter Bann.

Wie es zur Schlacht bei Schliengen kam

Am 24. Juni 1796 überschritt der französische General Moreau mit seinem
70.000 Mann starken Heer bei Kehl den Rhein. Dieses Heer war wegen seiner
mangelnden Kriegszucht berüchtigt. Zwar hatte die französische Proklamation
verkündet: „Krieg den Palästen, Friede den Hütten," aber von dieser Einstellung
war nichts zu spüren. So hatten die Soldaten Kehl mehrere Tage geplündert. Die
Angst der Menschen am Rhein war deshalb groß. Moreau zog durch das Kinzigtal.
überwand den Schwarzwald und drang bis Ingolstadt vor. Die Kaiserlichen hielten
trotzdem in ihren Schanzen am Rhein von Bellingen bis Mahlberg aus. Aber im
Juli wurde die Übermacht der Franzosen so groß, daß auch sie weichen mußten.
Die französischen Truppen besetzten die Orte entlang des Rheines. Schliengen
und Steinenstadt hatten wieder Einquartierung und vielerlei „Unmus" und „Schikanen
" zu erdulden. Das Schanzen war, wie schon so oft, eine „üble Sklavenar-

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