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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 61
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0063
Nachdem er alle Pässe und Höhen um Kandern besetzt hatte, zog er mit der
gesamten Kolonne auf Kandern zu und nahm den Ort in später Abendstunde ein.
Das war der Sieg. Von Erzherzog Karl wird berichtet, daß er während der
Schlacht immer da auftauchte, wo es am notwendigsten war. Er stand im dichtesten
Kugelregen, ermunterte und feuerte seine Soldaten an. Zwei Grenadiere fielen
an seiner Seite.

Moreau erkannte den Ernst der Lage und sah. daß ihm der Rückzug nach
Hüningen abgeschnitten werden könnte. Er gab deshalb den Befehl: Alle
Truppen sollten sich in die Gegend von Haltingen absetzen und sich dort
sammeln. Er selbst nahm dort Schutzstellung. Von da zogen sie weiter nach
Hüningen und gingen in der Nacht vom 24. auf den 25. auf der einzigen
Brücke über den Rhein. Das war das Ende der Schlacht bei Schliengen, aber
leider nicht das Ende des Krieges.

Nach der Schlacht

Wie nach jeder Schlacht kam jetzt die traurige Aufgabe, die Toten zu bestatten.
Auch dazu gab es 1939 bei der älteren Bevölkerung noch überlieferte Erinnerungen:

Der damalige Totengräber Hummel habe vom Bürgermeister den Auftrag erhalten
, bei der Seilerhütte im Altweg zwei tote Österreicher zu begraben.13' Wenn er,
der Erzähler, in die Reben gehe, bete er an dieser Stelle immer zwei Vaterunser.

Über Massengräber gab es folgende Hinweise:

Oberhalb des Ziegelhofes bei der Scheuer sei ein Massengrab. 10' Er habe als
Bub selbst gesehen, wie über die Toten Kalk geschüttet wurde. Auf einem Acker
auf dem Schänzleberg sei die Frucht auf einem Streifen von 1 lh m besonders gut
gediehen, daneben aber schlecht. Der Grund dafür sei ein Massengrab.

Da, wo sich der Steinweg gabelt, rechts in den Hexenrain und links in den
Himmelberg. liegt eine Wiese, die ein großer Lehmbuck begrenzt.I5) Dort haben
die Leute immer Lehm abgestochen, um ihn oben in die Reben zu führen. Als Bub
mußte er dabei oft helfen, und da war der Schreck groß, als Gebeine von Menschen
und Pferden sowie Ringe von Säbeln zum Vorschein kamen.

Wie wenig Sympathie und Mitleid den Franzosen entgegengebracht wurde,
zeigt folgende Erinnerung:

Der Vater vom „Glaser Marti" ging nach der Schlacht mit einer Fuhre Mist auf
seinen Acker bei den Fohren. 161 Auf der Wiesenecke, heute Findels Matte genannt
, lag ein verwundeter Franzose, und der bat ihn um Wasser. Er aber sagte:
„Was, euch git mer kei Wasser!'*, und schlug ihn tot. Dann zog er ihm die Uniform
aus und nahm sie mit nach Hause. Die Großkinder machten in der Uniform
noch Fasnacht.

Der Erzherzog gönnte seinen Soldaten einen Ruhetag, was sicher von Kriegsstrategen
schwer zu verstehen ist. Dem Feind wurde lediglich eine kleine Vorhut
nachgeschickt.

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