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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 75
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0077
anhand der Sonnenwenden den Jahresablauf abgelesen haben: - Die Sommer-
Sonnenwende läge dabei auf der Visierlinie vom Ballon d'Alsace zum Petit-Ballon
bei Colmar. - Die Winter-Sonnenwende vollzöge sich hingegen auf der Visierlinie
zur Belchenfluh ob Eptingen.

Die Hypothese basiert auf der Herleitung des Bergnamens 'Belchen" vom Namen
des keltischen Sonnengottes "Belenus". Ich bin Archäologe und nicht Ortsnamenkundler
und kann daher bei dieser Frage nicht mitreden. Umso mehr verwirren
mich die ganz unterschiedlichen Lesearten und der Umstand, daß W. Eichin -
von E. Richter 5 in die Zange genommen - von der alten Ableitung abrücken und
diese durch neue Deutungen6' ersetzen muß.

Die ganze Diskussion um die Deutung des Namens 'Belchen" bewegt sich also
im schwerelosen Raum reiner Hypothesen. Aber gerade auf dieser fiktiven Annahme
baut die Kalendervision des Belchen-Dreiecks auf.

Erste kritische Bemerkung: Unbeantwortet bleibt die Frage: Warum die übrigen
Belchen des Dreiländer-Ecks nicht in das Kalendersystem mit einbezogen werden
? So der Ballon St-Antoine. der Ballon Gunon oder der Ballon des Bourgui-
gnons! Wo bleibt da die Systematik des Systems?

Zweite kritische Bemerkung: Ich verlege nun den Standort abrupt. Angelpunkt
meiner Beobachtungen ist meine Studierstube in CH 6954 Sala Capriasca nördlich
von Lugano. Vor Augen liegt der Bergrücken des Tamaro (Abb. 2). Schon immer
habe ich diese bewegte Bergkette als ein geschlossenes Panorama empfunden.
'Geschlossen* insofern, als sich hier während des ganzen Jahres die Sonnenuntergänge
beobachten lassen. Diese Beobachtungen haben sich für mich schon längst
zum Jahreskalender geschlossen: - Bei der Winter-Sonnenwende beendet die Sonne
ihren Jahreslauf auf der Anhöhe zw ischen Arosio und Cademario. - Bei der
Sommer-Sonnenwende bleibt sie im Sattel zum Tamaro stehen. Das Phänomen
der Sonnenwenden läßt sich allenthalben beobachten, w enn man einen festen
Standort einnimmt: dazu braucht man nicht auf den Ballon d'Alsace zu wallfahren.

Bei diesen Beobachtungen habe ich aber etliches dazugelemt: - Das eine ist der
Umstand, daß sich die Sonne gegen die Sonnenwenden hin von Tag zu Tag langsamer
dem Horizont entlang bewegt und dann während Tagen auf beängstigende Art
fast stillzustehen scheint. Auf dieses Phänomen wird noch näher einzugehen sein. -
Zum andern war anhand des Lichtbogens nicht zu übersehen, daß die Sonne hinter
dem Tamaro nach ihrem Untergang noch ein erhebliches Stück weiter nordwärts
auswandert. Der Astronom unterscheidet scharf zwischen dem "wirklichen"
und dem "wahren" Sonnenuntergang. Aber beiden - ob "wirklich" oder "wahr" - ist
gemeinsam, daß die Sonne nach dem 21. Juni nie mehr weiter nach Nordwesten
auswandert. Der Wendepunkt steht so oder so fest. - Bei Arosio/Cademario ist das
Ausw andern nur mehr zu erahnen, w eil die Höhendifferenz zw ischen dem Standort
des Beobachters und der Kontur des Panoramas wesentlich serineer ist.

Der Fuß des Tamaro und die Höhe Arosio/Cademario sind damit zu den entscheidenden
Merkpunkten unseres Sala-Sonnenkalenders geworden. Er stimmt
mit allen andern überein7).

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