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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 80
(PDF, 35 MB)
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Fünfte kritische Bemerkung: Damit komme ich auf die am Tamaro-Panorama
(Abb. 2) gemachten Beobachtungen zurück. Dort mußte festgestellt werden, daß die
Sonne an den Wendepunkten ihres Jahreslaufes sich während Tagen kaum mehr
bewegt12). Hier geht es nicht mehr um Bogengrade - wie Eichin/Bohnert sie angeben
- sondern um Bogenminuten: Die Winkelangaben für die beiden Sonnenwenden von
52° und 125° , wie sie W. Eichin / A. Bohnert geben, wären allein schon rechnerisch
für eine genaue Erfassung der Daten zu stumpf13'.

Gerade weil ich die Kelten als Kulturvolk schätze, wende ich mich gegen eine
solch dürftige Unterstellung. Die Rauriker hätten damit von Irland bis Ägypten nur
ein heiteres Lachen geerntet. Denn die Leute von Newgrange im fernen Irland waren
mindestens tausend Jahre zuvor141 in der Lage, den kürzesten Tag genau zu fassen.

Post scriptum: Zusammen mit W. Eichin kann ich mich für die Größe des
Naturschauspiels eines Sonnenaufgangs begeistern. Er schreibt l5): „Wer es nur
einmal für der Mühe wert gehalten hat, vom Elsässer Belchen aus einen Sonnenaufgang
über dem Schwarzwaldbelchen am Frühlings- oder Herbstanfang mitzuerleben
, wird dieses Naturphänomen, das sich in einer Distanz von 73 km abspielt,
nicht so leicht vergessen."

Ähnliches versuchte ich, allerdings am 21. Juni, am Tag der Sommer-Sonnenwende
. Auch ich stand auf dem Elsässer Belchen, auch mir ging die Sonne in
voller Majestät auf. Nur eben: Vom Petit Ballon, alias Kahler Wasen, war nichts
zu sehen; der Langenfeldkopf verdeckte die Sicht. Das bleibt mir unvergessen!

Wenn W. Eichin schreibt15i: „Die Mittel für solche Beobachtungen waren schon
ehedem die gleichen wie heute - auch die Kelten 'taten ihre Augen auf, um zu
schauen' so möchte ich doch vor allzugroßer Schwärmerei warnen. Wenn ich
am 21. Juni - den Brauch habe ich vom Seminar-Übungslehrer O.P. Schwarz
übernommen - mit den Schülern der 4. Primarklasse in aller Herrgottsfrühe auf
den Münsterturm stieg, um den Sonnenaufgang zu bewundern, so waren wir mit
rußgeschwärzten Gläsern ausgerüstet. Deshalb der Rat: Lassen Sie sich nicht
blenden!

Frei von dieser Sorge, ließ sich feststellen, daß am 21. Juni das Langhaus des
Münsters der aufgehenden Sonne voll in die Arme läuft. Diese Erscheinung astronomisch
zu errechnen, lag natürlich außerhalb unserer Rechenkünste; für uns zählte
allein die direkte Beobachtung des Phänomens.

Der Sonne den Rücken zuwendend, beobachteten wir den Schattenlauf der beiden
Münstertürme auf den Dächern der Altstadt. Mit Staunen stellten wir fest, wie
rasch die Schatten sich bewegten. Heute weiß ich, warum Thot, der Gott der
Weisheit, den alten Ägyptern den Rat gegeben hat, den Lauf der Sonne anhand
des Schattenlaufes zu beobachten: Dies schont das Augenlicht, auch das Ihre.

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