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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 83
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0085
Bei der Tag/Nacht-Gleiche bewegt sie sich von Tag zu Tag um 35". d.h. um mehr als ihre Breite:
Beachte die beiden Sonnenstände vom 21. zum 23. September (Abb. 2).

Zur Zeit der Sommer- und Winter-Sonnenwende vom 21. Juni und 21. Dezember beträgt die
V erschiebung lediglich 1.5'. Dazu Anm. 49: ..Das Auflösungsvermögen des Auges ist die Fähigkeit,
zwei Punkte gerade noch voneinander zu unterscheiden: sie beträgt für visuelle Beobachtungen im
günstigsten Fall 2'."

14. Es sei wiederum K.B. Hebeisen (Anm. 7) 1992. 37. Anm. 49 zitiert: ..Als exaktes Beobachtungs-
'instrument' für genaue Kalenderdatenbestimmungen ohne optische Hilfsmittel eignet sich eigentlich
nur die Beobachtung des Verlaufs von Lichtstrahlen, die durch kleine Öffnungen fallen: Eine solche
Einrichtung ist zum Beispiel im neolithischen Grabhügel von Newgrange in Irland nachzuweisen, wo
das Licht zur Zeit der Wintersonnenwende durch eine Öffnung über dem Eingang auf die 25 m
entfernte Rückw and der Grabkammer scheint." Der Grabhügel liegt am Abhang. Dies macht, daß der
horizontale Sonnenstrahl nicht auf die Rückwand fällt, sondern auf die ansteigende Bodenmitte, also
auf die Stelle des zentralen Vermessungspflocks der Anlage. Dieser simple Trick - er wurde, wie
gesagt, schon tausend w enn nicht gar tausendfünfhundert Jahre vor dem vermeintlichen Belchen-
System angewendet - gilt noch heute als die probateste Methode. Dazu Hebeisen: ..Auch bei neueren
'Präzisions-Sonnenuhren" (Luzem-Schw anenplatz) w ird die Tages- und Jahreszeit beim Lichtpunkt
abgelesen, der vom Sonnenlicht durch eine kleine Öffnung erzeugt wird."

15. Damit dürfte sich ein kleiner kulturgeschichtlicher Exkurs zum rechten Winkel als angemessen
erweisen: Der lateinische Ausdruck für den 'Senkel' ist 'Regula": auch in der deutschen Sprache
vertraut in Wörtern w ie 'Regel. Klosterregel. Spielregel' etc.

Mit der Regula kontrolliert der Maurer ständig sein Werk. Das entsprechende Tunw ort heißt "rego"
und meint nichts anderes als "auf die Schnur bringen". Uns w iederum vertraut in der Form von 'regeln,
regieren' oder "Regio".

Die Stammzeiten von "rego" sind "rexi. rectus". 'Rex'-König ist also einer, der "auf die Schnur
gebracht hat". Bei rectus' hört jedermann 'recht, richtig, gerecht' heraus, dann aber auch "Recht.
Gerechtigkeit. Richter. Rektor". Letztlich gehört auch "rechnen" hierhin, das anfänglich gar nicht so
sehr eine Angelegenheit von Zahlen war. sondern "recht beobachten' meinte, so wie es der Maurer
heute noch tut und w ie es von ihm erwartet w ird. Abweichungen von 2.5" (87c48") und 3.5° (86°43')
von der Senkrechten (Abb. 1) nehmen w ir mit bloßem Auge wahr, w as bereits beängstigende Gefühle
auslöst.

Mit Begriffen w ie Archäogeometrie und Archäomathematik kann man sich hier nicht herausreden.
Schon die Hüttengrundrisse von Lepinski-Vir (Ju) um rund 6000 v.Chr. vermitteln einen ganz andern
Eindruck von dem. w as man sich unter rechtem Winkel vorzustellen hat.

Als weitere Überprüfungsmöglichkeit entwickelt sich das Zahlenrechnen. Die Belchen-Anhänger
haben zu bedenken, daß der pythagoreische Lehrsatz bereits im 6. Jh.v.Chr. aufgestellt war. der sich
wiederum vom praktischen Umgang mit der wesentlich älteren Zwölfknotenschnur (3:4:5) herleitet.

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