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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 101
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0103
Studenten aus kriegsgeschädigten Ländern wie Holland. Frankreich, Polen und
Deutschland ein Studium in Basel zu ermöglichen8'.

Im Sommer 1945. nur kurz nach ihrer Gründung, nahm die Kommission auch
das Gaststudium von Deutschen aus dem benachbarten Markgräflerland in ihren
Aufgabenbereich auf9'. Wie Staehelin später schrieb, hatte sich nach dem Waffenstillstand
im Markgräflerland wieder „das brennende Verlangen nach einem Studium
in Basel'" erhoben "". Im Zentrum der ersten Abklärungen stand der Lörracher
Denkmalpfleger Julius Wilhelm. Da er das seltene Privileg des regelmäßigen
Grenzübertrittes genoß, fungierte er als Verbindungsmann zwischen seinem
Freund Staehelin und ..den Behörden und Petenten des Wiesentals" "'.

Die Gründe für das Engagement von Schweizern wie Staehelin waren zweifacher
Art. Als Auslöser diente der ..äußerliche", d.h. der materielle Schaden des Krieges.
Den Gästen sollte in der Schweiz die Möglichkeit eines ungestörten, gut ausgestatteten
Studiums geboten werden. Im Unterschied zu Sendungen von Hilfsgütern verhalf
das Gaststudium auch zum direkten Kontakt mit den Hilfesuchenden. Dieser war für
Staehelin das eigentliche Ziel der Aktion: Nebst der „äußerlichen" sollte auch die
„innerliche", d.h. die geistige Not der Gäste behoben werden:

„Andrerseits dürfen wir auch hoffen, den Kommilitonen, die aus dem Ausland
zu uns kommen, etwas zu bieten, wissenschaftliche Erziehung und Bildung, Einblick
in unser demokratisches Wesen, Befruchtung durch unser kulturelles Leben.
Für viele, die aus den unvorstellbaren Zusammenbrüchen der letzten Jahre kommen
, kann das alles von großem Werte, ja geradezu der Neuanfang ihrer geistigen
Existenz sein.",2>

Staehelins Zielsetzungen wurden auch auf der deutschen Seite geteilt. Dies geht
etw a aus einem Brief des Lörracher Oberstudiendirektors Paul Mayer hervor:

„Es ist sehr schön, daß die Lörracher Abiturienten all der Vorteile teilhaftig
werden sollen, die der Besuch einer vom Krieg unberührten Universität bieten
kann, und daß die jungen Menschen in Berührung mit dem Ausland kommen
sollen.",3>

Bemerkenswert ist aber, daß sich Staehelin eine solche Aktion nicht als einseitig
vorstellte, sondern als „wertvolle Bereicherung" pries, die nicht zuletzt der
Schweizer Jugend helfen würde,

..innerlich und äußerlich aus der Isolation herauszukommen, in die wir ohne
besondere Schuld mit Notwendigkeit durch unsere Neutralität hineingeraten
sind."14>

Trotz solcher Argumente war ein Gaststudium von Markgräflern so kurz nach
Kriegsende kein unproblematisches Vorhaben, zumal es sich bei den Gaststudenten
ja um Deutsche handelte. Wie später eingehender dargestellt werden soll,
wurde uns vielfach von den Zeitzeugen berichtet, wie negativ die Deutschen und
die deutsche Hochsprache damals in Basel betrachtet wurden. Auch in universitären
Kreisen wurde speziell für Deutsche der Sinn einer solchen Aktion bezweifelt.
Die schweizerischen Hochschuldirektoren stellten im Sommer 1946 als Reaktion
auf ein Austauschgesuch der Universität Erlangen fest:

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