Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 103
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0105
nach dem Abschluß der Prüfungen im August die Bewerbungsschreiben den einzelnen
Basler Fakultäten vorlegen konnte21'. Spätestens Anfang September erfolgte
dann eine konkrete Anfrage an die französischen Besatzungsbehörden in Baden
-Baden Im Unterschied zu Basel, wo es anscheinend keine administrativen
Probleme gab. scheinen sich die Franzosen mit ihrer Entscheidung schwer getan
zu haben. Obwohl sie schon im vorherigen Semester die Voraktion gebilligt hatten
, gaben sie erst in letzter Minute der Aktion grünes Licht23'.

Die zögerliche Haltung der Franzosen braucht aber nicht zu erstaunen, wenn
man berücksichtigt, wie streng damals der Grenzverkehr gehandhabt wurde. Viel-
mehr stellt sich die Frage, warum die Franzosen schon 1946 einer größeren Gruppe
von deutschen Jugendlichen den täglichen Grenzübertritt gestatteten. Obwohl
wir leider keine französischen Archive in unsere Recherchen einbeziehen konnten,
geht aus dem untersuchten Material mehrfach hervor, daß. wie die Basler Nationalzeitung
berichtete, für die Franzosen der zentrale Grund war. „ dass ein Studium
in der Schw eiz den jungen Akademikern die Gelegenheit bieten kann, sich mit
schw eizerisch-demokratischem Gedankengut zu befreunden. "24>

Diese Erklärung entspricht auch den Prinzipien der Besatzungspolitik, die der
Generalverwalter der französischen Zone. Emile Laffon. nur wenige Monate nach
Kriegsende in einem Grundsatzpapier aufgestellt hatte. In seinem Schreiben
sprach Laffon vom politischen und moralischen Vakuum, welches der Nationalsozialismus
nach seinem Untergang in Deutschland hinterlassen hatte, und forderte,
daß diese Leere mit dem Muster einer modernen Demokratie zu füllen sei25'.

Obwohl Laffon in erster Linie an ein französisches Vorbild für Deutschland
dachte, waren die Franzosen Einflüssen aus anderen demokratischen Ländern
nicht abgeneigt. In einer Diskussion über verschiedene Möglichkeiten von
Schweizer Bildungshilfe in Südwestdeutschland im Sommer 1945 wurde unter
anderem darauf hingewiesen, daß die Errichtung von Schweizer Schulen in
Deutschland helfen könnte, preußische Einflüsse zurückzudrängen261.

Die Haltung der französischen Behörden, und vor allem des Directeur de
l'Education Publique in der französischen Zone. General Schmittlein, war aber
stets von einem tiefen Mißtrauen gegenüber den deutschen Bildungsstrukturen
und Bildungseliten geprägt27'. Vorrangiges Ziel der Besatzungsmacht war stets die
Bewahrung ihrer Aufsicht über die deutsche Jugend und ihre Bildung. In einem
Bericht vom 4. Januar 1947 wurde denn auch festgehalten, daß die französischen
Behörden zwar die Entwicklung zonenübergreifender und internationaler Beziehunsen
der deutschen Jugend vorgeschlagen haben, aber es wurde betont, daß
solche Unernehmungen einer strengen Kontrolle durch die Militärverwaltungen
unterworfen bleiben müssen28'. In dieses Bild paßt auch, daß obwohl die Franzosen
schon 1946 einige Begegnungen zwischen deutschen und französischen Jugendlichen
durchführten, diese anfangs vor allem in Deutschland stattgefunden
zu haben scheinen29).

Da die Zustimmung der Franzosen sehr spät erfolgt war. sind die Grenzkarten,
die für den Grenzübertritt der Studierenden unentbehrlich waren, erst zwei Tage

103


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0105