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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 104
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0106
nach Semesterbeginn, am 23. Oktober 1946. verteilt worden 3"1. Nun endlich konnten
die etwa 70 zugelassenen Markgräfler Jugendlichen ihr ersehntes Studium in
Basel beginnen m. Einer der damaligen Gaststudenten, E.H., erinnert sich noch gut
an den denkwürdigen ersten Tag in Basel:

„Als wir dann zum ersten offiziellen Studientag nach Basel hingefahren sind
[...] da sind wir dann beim Kollegiengebäude freundlich begrüßt worden etc. - wie
das so üblich ist. Und dann wurden wir alle eingeladen in den Seminarraum oder
Bibliotheksraum, wo Staehelin sein Seminar hatte [...] und er wohnte auch in
diesem Haus. Dort waren wir alle eingeladen, und sie hatten dort einen großen
Bibliotheksraum, den sie halb ausgeräumt hatten: [...] die Tische hatten sie alle
hinausgestellt, und eine große Tafel gemacht, und dort wurden wir alle zum Mittagessen
empfangen und begrüßt. Es gab natürlich ein einfaches Essen - das war
ganz klar - aber wir waren sehr sehr zufrieden und es war sehr nett und sehr
freundlich."

Obwohl laut E.H. auch Leute aus weiter entfernten Gebieten Deutschlands versuchten
, sich der Aktion anzuschließen, war diese im ersten Semester ausschließlich
als limitiertes, regionales Projekt konzipiert. Noch im Verlauf des WS 46/47
wurde aber eine große Reform in die Wege geleitet. Schon im WS 45/46 hatten
einige wenige Studierende aus Freiburg in Basel studiert, und es gab durchaus
Bestrebungen, die Beziehungen zwischen Freiburg und Basel auszubauen, aber
dies wurde nur möglich, als - mit Zustimmung der Franzosen, die ausnahmsweise
die Wohnerlaubnis im Grenzgebiet erteilten - im Herbst 1946 ein Studentenheim
in Lörrach gefunden werden konnte 32'. Im Februar 1947 wurde in einem Abkommen
zwischen den beiden Universitäten die Hilfe für Freiburg mit der Markgräflerak-
tion zusammengelegt und der weitere Verlauf geregelt 33'. Nun mußten alle Bewerber
(also auch Markgräfler!) mindestens ein Semester in Freiburg abgeschlossen haben.
Die einzige Ausnahme bildeten die protestantischen Theologen, für die in Freiburg
keine Studienmöglichkeit bestand. Die Auswahl der Teilnehmer wurde neu von einer
Kommission vorgenommen, die sich aus Vertretern der Basler und der Freiburger
Universitäten sowie aus Mitgliedern der französischen Militärverwaltung zusammensetzte
. Diese .Jrreiburgisierung" der Aktion erregte aber den Unmut der bisherigen
Teilnehmer: Ein Student empörte sich in einem privaten Brief, daß er nun für sein
Basler Studium .jn Freiburg betteln" müsse, und es gab auch Gerüchte, daß einige
Markgräfler ihre Plätze an Freiburger verlieren würden34).

Zweitens mußten alle Bewerber einen politischen Fragebogen zu Händen der
Franzosen ausfüllen. Die Teilnehmer durften weder persönlich noch durch ihre
Familie nationalsozialistisch vorbelastet sein. Obwohl dies - gemäß der Entnazifizierungspolitik
- eine Bedingung der Franzosen war, entsprach es durchaus dem
Willen der Basler Behörden, die im Herbst 1946 die fehlende Überprüfung der
ersten Teilnehmer bemängelt hatten 35'. Die Angaben des Fragebogens wurden
auch streng ausgelegt. Im Herbst 1948 ist ein Bewerber (trotz Empfehlung!) von
den französischen Militärbehörden abgelehnt worden, weil er seine ehemalige
Mitgliedschaft in der NSDAP deklariert hatte: ein anderer Bewerber wurde ausge-

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