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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 107
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rigen Umfang vollständig aufzugeben. Auch haben sich die Verhältnisse im benachbarten
Deutschland inzwischen verändert. "58>

Kurz darauf wurde am 15. Juni in Freiburg die Beendigung der Aktion auf Ende
des SS 49 vereinbart und das Gaststudium in Basel neu geregelt59'. Am 8. Juli
1949 organisierten die Studierenden im ehemaligen Lörracher Studentenheim einen
.Abschlußabend*, um die Markgräfleraktion nach sechs erfolgreichen Semestern
feierlich zu beenden60).

Die Teilnehmer

Noch im April 1948. also fast drei Jahre nach Kriegsende, war für die deutschen
Studenten ein Auslandsaufenthalt unvorstellbar, wie die Aussage von Franz Rieger
belegt, der in den Tübinger Studentischen Blättern über das ..Experiment in
Basel" berichtete:

..Für Zehntausende von Kommilitonen, die sich aus den überfüllten Hörsälen
und, ganz allgemein gesehen, aus der niederdrückenden Isoliertheit und Enge des
heutigen Deutschlands mit all seinen materiellen und geistigen Nöten in freiere,
wieder gesündere Arbeitsverhältnisse sehnen, ist das Wort „Auslandsstudium " ein
Begriff etwa wie Aladins Wunderlampe: Wer es erreichen könnte, wäre im potentiellen
Besitze märchenhafter Güter, aber märchenhaft unwirklich scheint für die
allermeisten auf absehbare Zeit eben diese Voraussetzung zu sein. "6I>

Der Verfasser dieser Zeilen hatte, obwohl er dies nicht explizit ausführte, das
Privileg, im Rahmen der Markgräfleraktion das Sommersemester 1947 in Basel
verbringen zu dürfen. Zu den wenigen Auserwählten, die in der Stadt am Rhein
einen Studienplatz erhielten, gehörte auch die von uns interviewte A.V. Sie erklärte
freimütig, daß ihr Auslandsaufenthalt eine Glückssache gewesen sei. Die Romanistin
war 1947 zusammen mit vier weiteren Studenten unter Hunderten von Studierenden
an der Münchner Universität ausgewählt worden.

Der ehemalige Gaststudent E.H. saste. daß die Aussicht, in Basel studieren zu
können, wie eine ..Bombe" eingeschlagen habe. Er brachte mit seinen Worten
ebenfalls zum Ausdruck, daß die jungen Deutschen in der damaligen Zeit kaum
mit einem Aufenthalt im Ausland rechnen konnten. Wenn sich eine entsprechende
Möglichkeit aber eröffnete, war die Überraschung umso größer.

Im obenstehenden Zitat von Franz Rieger läßt sich deutlich der Wunsch nach
einer Befreiung aus der geistigen und materiellen Not Deutschlands ablesen. Die
Sehnsucht nach einem höheren Lebensstandard war aber wohl typisch für die
damaligen Gaststudenten. Auch die von uns befragten Zeitzeugen machten allesamt
materielle Ansprüche geltend. A.V. war froh, endlich der großen Not in
München entrinnen zu können. Sie meinte sogar, daß materielle Gründe den Ausschlag
für ihren Wechsel nach Basel gegeben hätten.

Die von den Schweizer Organisatoren so oft betonte ..geistige Not" nach dem
Zusammenbruch des ..Dritten Reiches" wurde von den ehemaligen Gaststudenten.

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