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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 108
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die uns Auskunft gaben, nur indirekt erwähnt. M.E. und E.H., die beide aus dem
Raum Lörrach stammen, sagten unabhängig voneinander, daß sie einen großen
kulturellen Nachholbedarf gehabt hätten. Sie seien fasziniert gewesen von den
Bildern Picassos, die sie in Basel zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hätten.
Die beiden und G.L.. der in der Nähe von Freiburg aufgewachsen war und in
Basel Theologie studierte, genossen auch die erstmalige Lektüre von nichtdeutschen
Zeitungen im Aufenthaltsraum des Basler Kollegiengebäudes und im Katholischen
Studentenheim an der Herbergsgasse.

Die materiellen Nöte und die kulturelle Leere in ihrer Heimat waren für die damaligen
deutschen Studenten Grund genug, sich vorübergehend in der Schweiz niederzulassen
. Ein spezielles Interesse an der Schweiz konnten wir bei den wenigsten Gaststudenten
nachweisen. Diese wußten oft gar nicht so genau, wie unversehrt die
Schweiz zur damaligen Zeit war und wie demokratisch sie regiert wurde.

G.L. sagte, daß er in Freiburg weiterstudiert hätte, wenn sich ihm im Herbst
1947 nicht die Möglichkeit geboten hätte, an der Markgräfleraktion teilzunehmen.
Abgesehen von den Zürcher Bekannten seiner Eltern, war die Schweiz für ihn ein
unbekanntes Land. E.H. erklärte ohne Umschweife, daß er sich auch nach der
Aufnahme seines Jurastudiums in Basel nicht besonders stark für die Schweiz und
ihre Politik interessiert habe. Er war kein Einzelfall, denn der Basler K.H. stellte
ebenfalls fest, daß sich ausländische Studierende nicht in besonderem Maße für
die schweizerische Politik und Kultur erwärmten.

A.V. kannte die Schweiz vor dem Antritt ihres Basler Studienaufenthaltes nur
vom Hörensagen. Sie erzählte uns, wie sie bei ihrem Onkel in Oberbayern verbotenerweise
die wöchentlichen Reden von Professor von Salis auf Radio Beromün-
ster hörte. Ihre dabei gewonnenen Erkenntnisse dürften aber kaum ausgereicht
haben, um ein brennendes Interesse für die Schweiz zu entwickeln.

Die Motive der Organisatoren und der Gaststudenten divergierten ganz offensichtlich
. Während sich die deutschen Gaststudenten nach einem weniger entbehrungsreichen
Leben sehnten, wollten die an der Markgräfleraktion beteiligten Schweizer den
jungen Ausländem ihre eigene Demokratie und Kultur näherbringen.

„Ist es nicht unsere Pflicht, zum Wiederaufbau des Gebäudes, das infolge des
Totalitarismus des Nationalsozialismus und heute durch vielfache Isolation zum
Einsturz gebracht wurde, wesentlich beizutragen und so dem deutschen Studenten,
der guten Willens ist, unsere Grundsätze und Ideale im weiten Bereich des wissenschaftlichen
, kulturellen und politischen Lebens begreiflich zu machen?"62'

fragte der Vizepräsident der Studentenschaft. R. Voggensberger, 1947 in einem
Artikel der Basler Studentenzeitung. Der Präsident der akademischen Nachkriegshilfe
der Universität Basel. Professor Ernst Staehelin, war ebenfalls der Ansicht,
daß den fremden Kommilitonen eine lebendige Teilnahme am gesamten schweizerischen
Kulturleben verschafft werden müsse63'.

Angesichts des beschränkten Interesses der deutschen Gaststudenten überschätzten
die Organisatoren der Markgräfleraktion wohl die Anziehungskraft ihrer damaligen
Politik und Kultur. Sie vergaßen vielleicht auch, daß die Gaststudenten

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