Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 115
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0117
keineswegs unberechtigt, da offenbar viele Studenten kleine Warenmengen über
die Grenze schmuggelten. Einige verkauften zum Beispiel deutsche Bücher an
Basler Buchhandlungen, um Devisen zu bekommen.

Obwohl die Ausfuhr von Nahrungsmitteln streng beschränkt und nur für den Eigenbedarf
gestattet war. verdienten viele Studenten zusätzliches Geld, indem sie im
Auftrag von Baslem Nahrungspakete für deren deutsche Verwandte über die Grenze
nahmen. Wie uns E.H. und G.L. versicherten, wurde diese Tätigkeit von den meisten
Gaststudenten regelmäßig betrieben. Die so über die Grenze gebrachten Pakete waren
wohl ein wichtiger Lichtschimmer in der Not der Nachkriegsjahre für die vielen
Empfänger, die so indirekt vom Grenzverkehr der Studenten profitierten, wie der
ehemalige Teilnehmer Gerhard Bürck kurz nach dem Ende der Aktion meinte:

.. Durch die Pfimdpäckchen, die bei dem täglichen Grenzübertritt in die damaligen
Hungerzonen des Westens einsickerten, konnte in vielen Notfällen geholfen
werden.88>

Es kam aber auch vor, daß einzelne Studenten für den deutschen Schwarzmarkt
Schmuggel betrieben. Im Mai 1948 wurde ein langjähriger Teilnehmer der Aktion,
der seit dem WS 46/47 in Basel studiert hatte, wegen des Verkaufs von Schweizer
Kaffee in Deutschland zu zwei Monaten Haft (..prison fermee") verurteilt und von
der Aktion ausgeschlossen89'!

In der Schweiz angelangt, stellte sich für die Gaststudenten das Problem, wie sie
zur Universität kommen konnten. Zu Fuß wäre es von Lörrach aus zu weit gewesen
und. wie uns die Zeitzeugen berichteten, standen auch Velos nicht in genügender
Anzahl zur Verfügung. Eine Alternative, die von den Organisatoren geprüft
wurde, war. daß man mit der Reichsbahn zum Badischen Bahnhof fahren sollte,
da das Stadtzentrum von dort aus zu Fuß erreichbar war. Diese Möglichkeit mußte
aber verworfen werden, weil zu Beginn der Aktion im Badischen Bahnhof kein
Grenzübergang geöffnet war 90'. Schließlich kam aus Kostengründen auch die
nächstliegende Lösung, das Basler Tram, zuerst nicht in Frage. So wurde dann im
ersten Semester zu einer Notlösung gegriffen, wie sich E.H. erinnert:

„Dann haben also die Franzosen den einzigen Bus. den es im Kreis Lörrach gab,
hierfür beschlagnahmt oder freigestellt, und dieser hatte noch einen Holzgasantrieb
[...]. Dieser Omnibus hatte einen Anhänger oder Nachläufer, wo der Ofen darauf
war. und er fithr jeden Morgen um sieben Uhr oder so ab und hielt am Bahnhof
Stetten [...], und dann sind wir nach Basel gefahren - zum Teil zur großen Bewunderung
der Basler und der Schweizer, die so ein Ding noch nie gesehen hatten. Dieser
[Bus] blieb natürlich auch hie und da mitten in der Stadt stehen [...]; und dann mußte
man ihn anschieben, auf die Seite schieben und so [...]. Und dieser fuhr morgens -
jeden Morgen - [nach Basel] hinein, und abends - um sechs Uhr oder so - am
Kollegiengebäude am Petersgraben wieder ab, und ging wieder nach Lörrach."

Einige aber, welche die Möglichkeit dazu hatten, fuhren laut E.H. mit dem Velo
oder leisteten sich eine Tramkarte. Eine Studentin ließ sich gar morgens von ihrem
reichen Schweizer Freund mit dem Cabriolet abholen - und fuhr dann abends mit
dem alten Bus wieder zurück.

115


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0117