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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 117
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0119
Zum Erstaunen von M.D.. der die Studentenschaft in der Kommission für Akademische
Nachkriegshilfe vertrat und uns in einem Gespräch Auskunft erteilte,
erleichterten die gemeinsamen Kriegserfahrungen sogar den Kontakt zwischen
deutschen und holländischen Gaststudenten. Eine Holländerin erklärte dem in der
Zwischenzeit verstorbenen Basler, daß sie sich mit Deutschen fast besser als mit
Schweizern unterhalten konnte.

In einem Artikel, der unter dem Titel „Unsere Universität im Urteil ausländischer
Kommilitonen" erschien, warf Jaromir Jech seinen Basler Kommilitonen
vor. verschlossen zu sein 94). Andreas Staehelin erwiderte in der nachfolgenden
Nummer der „Basler Studentenschaft" auf diesen Vorwurf, daß sich die Basler
bewußt nicht jedem Mitstudenten anvertrauen würden, weil ihr Bedürfnis nach
Geselligkeit im weitesten Rahmen oder nach Verkehr mit einer großen Menge von
Leuten nicht groß sei. Er gab ferner zu bedenken, daß die einheimischen Studierenden
die Freizeit in der Familie, in einer Verbindung oder einem sonstigen
Freundeskreis verbrächten, der sich oft noch von der Schule her erhalten habe951.

Da die große Mehrheit der ausländischen Gaststudenten zwischen 1945 und
1950 im Rahmen der Markgräfleraktion in Basel studierte, konzentrierte sich die
Wahrnehmung der einheimischen Bevölkerung auf die deutschen Studierenden.
Die „wißbegierigen und redegewandten" Deutschen hatten keinen leichten Stand,
weil ihnen viele Schweizer mit großer Skepsis begegneten. Zum Teil schlug diese
Skepsis auch in offene Ablehnung oder sogar Haß um. Etwas leichter hatten es die
Markgräfler unter den deutschen Gaststudenten. Sie brauchten sich mit den Baslern
nicht auf Hochdeutsch zu unterhalten. Die hochdeutsche Sprache war damals
in Basel verpönt.

,. Während des Höhepunktes der Markgräfleraktion schien es im Kollegiengebäude
oft, als gäbe es nur noch Deutsche; ihre Redegewandtheit schien in den
Seminarien die Schweizer mit staunender Stummheit geschlagen zu haben" 96>,
führte Lukas Wüthrich aus, als er die Redaktion der „Basler Studentenschaft"
Markus Kutter übergab. Der abtretende Redaktor meinte weiter, daß sich die
Schweizer von der Minderheit deutscher Studierender, die sich nun einmal leichter
, und. dies könne man schon sagen, hemmungsloser bewegen würden, auf eigenem
Boden nicht beiseite schieben lassen sollten. Der Aktivismus der ausländischen
Kommilitonen hatte aber auch seine positiven Seiten. Wüthrich bedankte
sich bei den Deutschen für ihr reges Interesse an der „Basler Studentenschaft". Er
mußte sich gar eingestehen, daß seine Arbeit wesentlich schwieriger gewesen
wäre, wenn die deutschen Studenten sich nicht beteiligt hätten.

Der wachsende Anteil der deutschen Gaststudenten, der allerdings selbst auf
dem Höhepunkt der Markgräfleraktion im Wintersemester 1947/48 nur knapp
zehn Prozent betrug, wurde von den Schweizer Studierenden und Dozierenden
gleichermaßen als Bedrohung empfunden. Professor Miescher sah sich gar mit
einer ..Invasion" konfrontiert. Der Vorsteher des Physikalischen Instituts machte
am 21. Mai 1947 aus seiner Abneigung gegen die Teilnehmer der Markgräfleraktion
keinen Hehl. In einem Schreiben an den damaligen Rektor der Basler Universi-

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