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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 138
(PDF, 35 MB)
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Kloster St. Blasien. Jehle versuchte allerdings, seine Leute zurückzuhalten, vermochte
aber nichts auszurichten. Berauscht an den Weinvorräten, entfesselten die
Männer ein barbarisches Zerstörungswerk am Kloster, den Kirchen und deren
Einrichtungen. Ja, nicht einmal die Bestattungsgrüfte verschonten sie. Für ihre
Ziele war damit allerdings nichts erreicht.

Zunehmend machte sich das Fehlen einer zentralen Führung und einer wirksamen
Strategie bemerkbar. Statt eine solche zu entwickeln, zog der Anführer Hans
Müller in einem Zierwagen in rotem Mantel und federgeschmücktem Barett umher
, „als ob er König oder Kaiser wäre". Nun stellte sich der im Schwäbischen
Bund vereinigte Adel den Bauern entgegen, um dem Treiben ein Ende zu bereiten.
Anfang Juli 1525 griff der Truchseß Georg von Waldburg die Radolfzell belagernden
Bauern aus dem Hauensteinischen, dem Klettgau und dem Hegau an. Gegen
die gut ausgerüsteten Ritter hatten die schlecht geführten und teils nur mit Dreschflegeln
, Sensen und anderem Gerät versehenen Bauern keine Chance, sie waren
schnell bezwungen und mußten fliehen. Unter ihnen auch ihr Anführer Hans Müller
. Als sich dieser nach einer Tagung mit den Markgräfler Bauernführern in
Schopfheim von dort in den Klettgau begeben wollte, um den Bauernhaufen neu
zu formieren, wurde er vom Laufenburger Vogt Ulrich von Habsberg gefaßt und
am 12. August 1525 hingerichtet. Trotzdem fanden sich Hauensteiner und Walds-
huter unter Führung von Kunz Jehle wieder zusammen. Sie stellten sich der österreichischen
Kriegsmacht unter dem Ritter Philipp von Tegernau auf dem Hungerberg
, nördlich von Waldshut, entgegen. Der Widerstand war schnell gebrochen,
ein großer Teil der Bauern wurde niedergemetzelt.

Zu einem letzten Aufbäumen von etwa 1000 Bauern, worunter auch 150 Eidgenossen
waren, und woran sich die Stadt Waldshut mit Fußvolk und Geschützen
beteiligte, kam es im Klettgau. Nach einer vergeblichen Belagerung der
Küssaburg wurden sie von Graf Rudolf von Sulz und Ritter Fuchs von Fuchsberg
am 4. November 1525 bei Grießen geschlagen. Einige hundert, die nicht mehr
flüchten konnten, wurden erstochen. Wer sich ins Dorf gerettet hatte, fand beim
Niederbrennen des Ortes den Tod. Die letzten 300 verschanzten sich auf dem
Friedhof und mußten sich dort ergeben.

Ein blutiges Gericht

Jetzt folgte die Rache der Sieger. Dem Bauernhauptmann Klaus Meyer stach
man die Augen aus und hieb ihm die Finger ab. Dem evangelischen Vorsteher
Rebmann bohrten sie die Augen mit einem Löffel aus und schickten ihn mit zwei
Waldshutern, denen man ebenfalls die Schwurfinger abgehackt hatte, nach Waldshut
. Noch viele Bauern wurden auf diese Art verstümmelt und außerdem mit
hohen Geldstrafen belegt. Nachdem der Aufstand endgültig niedergeschlagen war,
folgte die allgemeine Abrechnung. Mit schweren Abgaben belastet, mußten die
Untertanen überall ihre Huldigungseide wiederholen. Die Männer der Grafschaft

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