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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 153
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0155
das Kloster St. Blasien auf. Jetzt glaubte man, alle Forderungen, um die bisher
unter großen Opfern gekämpft worden war, hätten sich erfüllt.

Doch im Hauensteinischen beobachtete man die neue Entwicklung mit großem
Mißtrauen. In manchen Köpfen wuchs Widerwille gegen die neue Obrigkeit. Es
wurde gar der Wiederanschluß an Österreich gefordert. Zunächst erzeugten neue
Steuern Proteste. Dann stieß das Einziehen der jungen Männer für die Kriegsdienste
Napoleons auf Widerstand. 1812 löste eine Alkoholsteuer, der . Accis", auf Betreiben
von Ägidius Riedmatter aus Kuchelbach (Gemeinde Albbruck) offene Widersetzlichkeiten
aus. Seine Anhänger zählten sich zu den Salpeterern. wurden aber auch nach
ihrem jetzigen Anführer .Ägidler" genannt. Diese Bewegung beschränkte sich auf
den vorderen und östlichen Teil der einstigen Grafschaft Hauenstein.

Riedmatter weigerte sich, sein Schnapsbrennen zu versteuern. Darauf erhielt der
Steuerbeamte. Unterinspektor Albrecht aus Waldshut, den wenig angenehmen
Auftrag, Riedmatters Brennkessel einzuziehen. Nachdem der Widerspenstige diesen
zunächst ausgehändigt hatte, folgte er mit seinem Sohn dem Steuervollzieher
auf dem Weg nach Waldshut und nahm ihm den Kupferkessel wieder weg.

Nochmals lag der Vollzug der erlassenen Haftbefehle bei Albrecht, der - zusammen
mit zwei Zollgardisten - zunächst den Sohn Magnus abholen sollte. Bei dem
kräftigen Burschen erschien dies schwierig, zumal bekannt war. daß die Ägidler
im Hause Riedmatters Waffen versteckt hatten. So entschlossen sich die Beamten,
Magnus am Sonntag in Birndorf beim Verlassen der Kirche zu ergreifen. Doch
fanden sich auch die Anhänger des Ägidius ein. Es entstand ein Trubel, da und
dort blitzte ein Messer auf, und der junge Riedmatter konnte befreit werden. Die
Staatsdiener mußten unverrichteter Dinge abziehen, froh darüber, mit heiler Haut
davongekommen zu sein.

Freilich konnte sich das Amt in Waldshut so etwas nicht bieten lassen. Die Zahl
der verschworenen Anhänger des Riedmatter in den Orten Kuchelbach, Birkingen.
Birndorf. Schadenbirndorf. Etzwiel und Hechwiel war auf 30 angewachsen und
mit Gewehren ausgerüstet. Um der Anführer habhaft zu werden, mußte daher
Militär angefordert werden. Am 26. Februar 1815 traf eine Kompanie von 200
Mann in Waldshut ein. Beim Ausrücken am folgenden Tag hatte sie keinen Erfolg
, denn die Salpeterer waren gewarnt worden und fast alle geflüchtet. Die
beiden Riedmatter stellten sich daraufhin freiwillig.

Auch nachdem die Widerspenstigen in Haft waren, gärte es weiter; besonders
westlich der Alb gab es zahlreiche Familien, die sich, wie ihre Vorfahren, allen
staatlichen Anordnungen widersetzten. Waren es bisher eher politische Gründe, so
gaben ihnen nun auch kirchliche Veränderungen Anlaß zum Protestieren. Es wurde
die irrige Meinung vertreten, die katholischen Geistlichen in Baden seien
..Staatspfarrer*' und hätten nicht mehr die Sendung von Rom. Viele Leute sahen
sich deshalb veranlaßt, den Gottesdienst in der Schweiz zu besuchen oder zu
Hause Andachten abzuhalten. Als „Salpeterer-Pfarrer" fungierte Seraphin Matt
aus Schachen, der nicht nur die Salpeterer seelisch betreute, sondern auch die
jetzt von der Kirche verweigerten Beerdigungen vornahm.

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