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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 154
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0156
Besonders verärgert waren viele darüber, daß nun in der Schule ein von einem
Protestanten verfaßtes Lesebuch verwendet werden mußte. So wurde nicht nur die
Militär- und Steuerpflicht verweigert, man schickte die Kinder auch nicht mehr
zur Schule. Es entzogen 28 Familien ihre Kinder der Schulpflicht, und alle Versuche
von staatlicher und kirchlicher Seite, die Verweigerer umzustimmen, blieben
erfolglos. Auch die verhängten Strafen zeigten keine Wirkung. Eher gingen Familienväter
monatelang ins Gefängnis und opferten ihren gesamten Besitz für Strafgelder
als sich zu beugen.

Erst mit dem Beginn der Revolutionsjahre von 1848, als neue Probleme auftraten
, verstummen die Berichte über „Unruhen auf dem Wald". Zwar hielten einzelne
noch bis fast in unsere Zeit an den Grundsätzen der Salpeterer fest. Ihr letzter
Anhänger war der Schreiner Joseph Schupp in Birkingen. Als ein frommer Mann
betete er täglich den Rosenkranz, starb aber 75jährig, am 26. Juli 1934. ohne
jemals seine Pfarrkirche von innen gesehen zu haben.

Anmerkungen:

1) Auf die Bezeichnung ..Wald" gehen die Namen Waldshut, Waldkirch, Waldamt und Waldvogt wie
auch Waldstädte zurück.

2) Kurz nachdem der Waldvogt seinen Sitz nach Waldshut verlegt hatte, brannte die Burg ab. Nach
Stumpf scher Chronik soll der Brand beim Verfolgen von Schlangen mit glühenden Eisen ausgebrochen
sein.

3) Über die Geschichte der Salpeterer ist schon reichlich geschrieben worden. Verfolgte Tendenzen, je
nach der politischen Einstellung eines Autors, lassen sich dabei nicht übersehen. Darüber führte
schon Jakob Ebner im Vorwort zur Geschichte der Salpeterer des 18. Jahrhunderts. 1953, l Teil.
Klage. Er v ermerkte weiter auf Seite 61. daß schon Josef Bader beim Veröffentlichen der Aufzeichnungen
des Joseph Tröndlin den Teil über die Ausschreitungen der Salpeterer ..ausgelassen" habe. So
hat auch E. Müller-Ettikon in „Die Salpeterer". Freiburg. 1979. Seite 20, eine Beschreibung des Hans
Albiez (ohne Quellenangabe) aus den Berichten des J.L. Meyer wiedergegeben, jedoch dessen
negative Eigenschaften weitgehend unterdrückt.

Wenn der verstorbene Bundespräsident Heinemann 1970 bei der Schaffermahlzeit in Bremen
mangelndes Geschichtsbewußtsein der Bewohner des Südschwarzwaldes beklagte und sagte, sie
wüßten so gut wie nichts von den Kämpfen der ..Salpeterer", obwohl sie sich vor ihrer Haustür
abgespielt hätten und in manchen Fällen die Urahnen daran beteiligt gewesen seien, so darf man dem
wohl widersprechen. Zumindest die älteren Bürger sind nicht unwissend. Dafür sorgte man schon in
derNS-Zeit. Dort wurden die Salpeterer als Vorkämpferdes Nationalsozialismus hochstilisiert. Dabei
führte man 1935 auf der Küssaburg das Festspiel: „Freiheitskampf der Salpeterer" auf. Schulen war
die Teilnahme zur Pflicht gemacht (auch der Verfasser war als Schüler dort). Neueste Publikationen
vermitteln wieder ein objektiveres Bild, wenngleich in Laienspielen noch gerne aus Gründen des
Effektes bei den Zuschauern mehr als real Klosterleute diskriminierende Szenen gezeigt werden, so
auch beispielsweise die Leibeigenschaft als eine Art Sklavenhaltung dargestellt wird, was sie,
besonders aus damaliger Sicht, keineswegs war. Es mußten ja auch die freien Bürger in der Stadt eine
Genehmigung für die Heirat erbitten, und der Zuzug von wie der Auszug in eine andere Gemeinde
bedurfte der Erlaubnis und wurde mit erheblichen Gebühren belegt.

4) „Hotz" als Spottname für einen halsstarrigen Menschen ist schon seit dem Mittelalter bezeugt.
Hingegen kam der Begriff „Hotzenwald" erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts auf (Bad. Landes-

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