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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 166
(PDF, 35 MB)
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Schwarzwald. Hier erreichte ihn auch die langersehnte Nachricht vom Ende des
Krieges...

Der „erste elsässische politische Gefangene", so A.K.. hatte auch noch die fragwürdige
Ehre, als letzter aus der Haft befreit zu werden. Er kehrte am 16. November
1918 ins Elsaß zurück, nach 31 Monaten Gefängnis und 21 Monaten Deportation.

Die Schreckenszeit des Ersten Weltkrieges war vorbei. Tod und unsagbares
Leid hinterlassend: bitteres Leid hat auch Alfons Kannengieser während vier langer
Jahre erduldet, und vor dem Trümmerhaufen am Kembser Stich stand er wie
verwaist, die Seele zu Tode betrübt... Welch ein Schicksal!

In einem Brief an seinen Freund, den Generalvikar von Straßburg, brandmarkte
er aufs heftigste die Verantwortlichen der monströsen Ungerechtigkeit, deren Opfer
er war. Seine ganze Hilflosigkeit, seine ganze Bedrängnis und seinen ganzen
Kummer faßte er zusammen in dem einen Satz:

.....ich habe kein Heim mehr, ich weiß nicht, wo ich mein Zelt aufschlagen

werde..."

Zuerst aufgenommen in einem Mülhauser Spital, ließ er sich dann nach einiger
Zeit in einer Privatwohnung nieder, wo er auch bald wieder zur Feder griff.

Im wieder französisch gewordenen Elsaß machte er keinen Hehl aus seiner
Sorge um die christliche Zukunft seiner Heimat. Im Rausch der Geschehnisse
hatten viele Genossen rasch den Frack umgekehrt, um sich der neuen Situation
anzupassen, während der nüchterne A.K.. treu seinen Ideen und Prinzipien, in
abwartender Resignation verblieb. Ungeachtet der Euphorie des 11. November
1918 beschäftigten ihn allzusehr die französischen Laiengesetze von 1905 und die
Auswirkung der Trennung von Kirche und Staat im Elsaß. Dabei zögerte er nicht,
mit spitzer Feder einige alte Freunde Mitschuldige, ja Verräter zu nennen!

Doch nach und nach, mit wiedergefundener Ruhe, nahm er auch seine schriftstellerische
Tätigkeit wieder auf und beschrieb gleich 1919 seine 4jährige Haft
samt Prozeß in „Spion und Verräter"*. Geschrieben nach 52 Monaten in den Gefängnissen
des Reichs, bleibt der letzte Satz des Bandes ein Bekenntnis zum
Elsässertum, das für jene Zeit wohl seinesgleichen sucht: „Es ist unannehmbar,
daß unter dem französischen Regime das Elsaß weniger gut behandelt wird in
religiöser, politischer und sozialer Beziehung als unter dem deutschen Regime".

In der Tat wurde 1911 dem Reichsland die administrative und legislative Autonomie
gewährt - nicht zuletzt dank dem energischen und klugen Handeln des oben
schon erwähnten Abbe Wetterle.

Der Kampf der Heimatrechtler um die Beibehaltung dieser Autonomie endete
schließlich mit dem traurigen Kapitel des Autonomistenprozesses. wo bekannterweise
Autonomie und Separatismus verwechselt wurden, und in welchem A.K.
wiederum sehr mutig als Verteidiger auftrat.

Dies alles jedoch ist eine andere Geschichte...

Alfons Kannengieser war und blieb eine Autorität in der Kirche des Elsaß und
weit über die Grenzen hinaus, und der Vatikan war ihm verbunden für sein Wirken
im Dienste des Glaubens:

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