Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
58.1996, Heft 2.1996
Seite: 172
(PDF, 35 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0174
außerdem spielten bei den absolutistischen Reformen die wirtschaftlichen Interessen
eine tragende Rolle. Die Erneuerer behaupteten, die zahlreichen Wallfahrten
und Prozessionen verursachten einen häufigen Arbeitsausfall.

Das Reformwerk begann während der Herrschaft der Kaiserin Maria Theresia
(1740-1780). die Fortführung übernahm ihr Sohn. Joseph II. (1780-1790). Dieser
..gekrönte Revolutionär" war dermaßen ungeduldig, daß er noch als Regent seiner
Mutter (seit 1765) eine Reihe von Gesetzen durchzupeitschen wußte. Bereits 1769
wies die vorderösterreichische Regierung die untergeordneten Ämter an, daß ohne
Erlaubnis der ..Ortsobrigkeit1" keine längerdauernden Wallfahrten stattfinden dürften
. Im Jahre 1777 hieß es: „Alle Prozessionen und Wallfahrten außerhalb und
innerhalb der Erblande sind verboten, sofern sie über Nacht bleiben."51

Auf Anordnung der vorderösterreichischen Regierung (1778) mußte das Kame-
raloberamt Rheinfelden einen Bericht über Gemeindeprozessionen erstatten. Denn
in Freiburg war man empört, daß die Wallfahrer unterwegs übernachteten. Über
jene Orte, welche die Todtmooser Wallfahrt pflegten, kann man dort folgendes
erfahren:6'

Frick: die Gemeinde geht seit über 100 Jahren nach Todtmoos. Man braucht
sieben Stunden, um dort anzukommen. Irgendein Gelöbnis ist hier nicht bekannt.

Eiken: Vor 150 Jahren hatte die Ortschaft mehrmals unter Hagelschlag gelitten,
und man gelobte, nach Todtmoos zu pilgern.

Schupfart: Im Jahre 1611 hatte man versprochen, wegen Hagel nach Todtmoos
zu gehen.

Obermumpf: Auch hier gab es Hagelschäden. Da beteuerten die Menschen.
Wallfahrten nach Todtmoos unternehmen zu wollen.

Hornussen: Hier ist 1705 eine verheerende Viehseuche ausgebrochen. Im Jahre
1706 pilgerten nach Todtmoos rund 200 Menschen, begleitet von zwei Kapuzinerpatres
.

Ein Hofdekret von 1783 verbot alle Bruderschaften, darunter auch die Todtmooser
Maria-Himmelfahrtsbruderschaft. 1785 hob man alle Wallfahrten im Breisgau

auf.....mit Rücksicht auf die benachbarten protestantischen badischen Untertanen,

die sich seit Beginn der Regierungszeit Maria Theresias oft darüber beschwerten,
daß verschiedene im Oesterreichischen liegende katholische Gemeinden ... mit
fliegenden Fahnen, aufgerichteten Kreuzen. Singen und lautem Gebet, durch die in
der Markgrafschaft liegenden Bänne Prozessionen anstellen."7)

Nicht überall wurden diese Verbote befolgt: so wollten die Laufenburger auf
ihre Wallfahrt nicht verzichten und hatten im Jahre 1779 einstimmig beschlossen,
nach Todtmoos zu pilgern.

Nur wenige Wochen nach dem Ableben des eifrigen Reformers - Joseph II.
starb am 20. Februar 1790 - ließ sein Nachfolger. Leopold II. (1790-1792). die
strengsten Verordnungen rückgängig machen. Schon am 5. April 1790 hieß es im
Zirkular der vorderösterreichischen Regierung: „Es sey der Willen Seiner Majestät
, daß dem Volke jene alt hergebrachten Andachtsübungen, zu welchen dasselbe
nach seiner angewöhnten Denkungsart besonders Zutrauen hege, und insofern

172


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1996-02/0174