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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 1.1997
Seite: 119
(PDF, 28 MB)
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Rückblick und Ausblick

Der Krieg, der 1792 begann, war den Franzosen sicher nicht aufgezwungen,
sondern von den Führern der Revolution zur Verwirklichung und Exponierung
ihrer Ziele gewollt. Man brauchte den äußeren Feind, um die Nation bei der Fahne
zu halten und sich an der Spitze zu behaupten. Danton erklärte noch am 31. Januar
1793 unter großem Beifall: ..Die Grenzen der Republik sind durch die Natur
abgesteckt. Wir werden sie erreichen."' Gemeint waren das linke Rheinufer von
Basel bis Belgien, die Alpen. Pyrenäen und die Meeresküste.

Die Tragik in der fast 25jährigen Auseinandersetzung bestand nicht in den zum
Teil auch bei uns begeistert aufgegriffenen Forderungen nach Freiheit. Gleichheit.
Brüderlichkeit, sondern im teils geheimen, teils offenen Dualismus zwischen
Preußen und Österreich, aber auch innerhalb der deutschen Fürsten.

Selbst bei unserem geliebten und verehrten Johann Peter Hebel spiegelt sich die
Schizophrenie der Meinungen über die Franzosen und besonders Napoleon. Noch
1811 kritisiert Hebel scharf in seinem Kalenderbeitrag zu ..Andreas Hofer*" dessen
antifranzösische Haltung und bekennt nach der Hochzeit des badischen Kurprinzen
mit Napoleons Adoptivtochter: „Ich bin gar nicht mehr Willens, mich für
jemand anders totschlagen zu lassen als für den Kaiser"*. Gemeint war Napoleon.
Aber schon 1814 erscheint Hebels ..Patriotisches Mahnwort", wo er in Napoleons
Niederlagen ein Gottesurteil sieht und den Dienst am deutschen Vaterland in eine
sakrale Handlung umdeutet.

Kaum ein Krieg und keine andere Zeit in unserer Geschichte haben eine größere
zwiespältige Haltung und nachträgliche Beurteilung bei Franzosen wie Deutschen
hinterlassen. Und wieder müssen wir erkennen, daß gerade die vom stärksten Enthusiasmus
getragenen Unternehmungen den Menschen nur zu leicht mißlingen,
w eil die Idee von jenen verhunzt wird, die sie vertreten, und weil sie selber keine
Ideen haben, sondern nur Wesen aus Fleisch und Blut und letztlich voller Selbstsucht
sind.

So steht schließlich auch dieser schillernde Napoleon auf diesem historischen
Hintergrund vor unserem Auge, der das Erbe der Französischen Revolution antritt,
es mit seiner Selbstkrönung wieder verrät. Elend und Not in 25 Kriegsjahren über
ganz Europa bringt und doch eine Neugestaltung Europas erreicht, ohne die unsere
heutige Landkarte nicht denkbar wäre. Als Sieger und Besiegter marschiert er von
Madrid bis Moskau, begeistert umjubelt und 2 mal in die Verbannung geschickt,
auf dem Weg nach Elba sogar in einen österreichischen Militärmantel gehüllt und
mit einer russischen Mütze bedeckt, um sich vor der Volkswut zu tarnen. Am 5.
Mai 1821 stirbt Napoleon, von seiner Generation fast vergessen, auf St. Helena an
Magenkrebs.

Damit beginnt aber auch schon die Legende um Napoleon, dessen Gebeine 1840
von St. Helena nach Paris überführt werden. 1847. 26 Jahre nach seinem Tode, wird
diese Lesende zum steinernen Mahnmal. Nach dem Vorbild der römischen Kaiser
werden 200 Tonnen Porphyr in wochenlangem Transport von Finnland nach Paris
gebracht und nach zweijähriger Bearbeitung zum nationalen Symbol aufgerichtet.

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