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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 58
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Die Vierzigerjahre

Der Klassizismus ist auch in den Vierzigerjahren noch lebenskräftig.

Gerade in Basel entstanden bis weit über die Jahrhundertmitte hinaus Bauten,
die in ihrer Gesamterscheinung, in ihren Maßverhältnissen, aber auch in Einzelheiten
des Dekors klassizistisch sind, auch wenn bei ihnen Anregungen durch die
italienische Renaissance oder gar byzantinisierende Elemente (so u.a. beim Cafe
Spitz, 1838-41, das seinerzeit als "neubyzantinisch nach Münchner Art" bezeichnet
wurde14') zu beobachten sind. Auch der bedeutendste Basler Baumeister der
ersten Jahrhunderthälfte, Melchior Berri, entwarf noch in den vierziger Jahren
qualitätvolle klassizistische Bauwerke. Sein Museumsbau (1844 -49), das heutige
Naturhistorische Museum, nimmt dabei eine gewisse Sonderstellung ein. Es fällt
durch seine streng rasterförmig, gerüsthaft gegliederte Fassade auf, die zugleich
Abbild der Innengliederung ist. Das ist zweifellos ein modern anmutendes Gestaltungsprinzip
, auch wenn der Dekor noch rein klassizistisch bleibt. Der Bau ist
offensichtlich durch die zukunftsweisende Bauakademie Schinkels in Berlin inspiriert
, die bereits 1831 während dessen „technizisrischer Phase" (W. Büchel) entstanden
war. Die Gestaltung der Fenster erinnert an bestimmte Villenbauten Schinkels.
Wenn man weiß, daß Berri, wie viele bedeutende Architekten seiner Zeit, Schinkel
sehr verehrte, werden die augenfälligen Ähnlichkeiten nicht überraschen.15*

In Freiburg wurde ab 1842 die Stephanienvorstadt gebaut. Erstaunlich ist dort
beim Notariatsgebäude von 1853 die Nähe zum Weinbrennerstil! Noch einmal die
Rundbogenfenster im Erdgeschoß, noch einmal die Fensterverdachungen mit Gebälkstück
und Konsolen. Noch einmal die Konsolenreihung im Hauptgesims und
unter dem Balkon. Aber alles ist nun feingliedriger, zierlicher, weniger kraftvoll
als zu Weinbrenners Zeiten.

Das benachbarte, etwa zehn Jahre ältere Großherzogliche Amtsgericht zeigt
dagegen, wie neues Bauen im Badischen um jene Zeit aussah. Diese Architektur
strebte offensichtlich aus den Fesseln des (Weinbrennerschen) Klassizismus. Die
Rechteckfenster des Erdgeschosses erhielten segmentbogenförmige Verdachungen
, wobei die Segmentbögen links und rechts außen ein kleines Stück in die
Horizontale abknicken, was bis in die Sechzigerjahre ein beliebtes Detail bleibt.
Dieselbe Art der Bekrönung zeigt die Toreinfahrt. Bemerkenswert ist vor allem die
Ersetzung der, tektonisch gesehen, logischeren Stockwerkgesimse durch Fensterbankgesimse
, die Weinbrenner ja weitestgehend vermieden hatte (Ausnahme: der
Karlsruher Museumsbau), die sich aber in der zweiten Jahrhunderthälfte durchsetzten
. In Basel waren Fensterbankgesimse im 19. Jahrhundert schon früher
beliebt, was wohl auf das Interesse etwa von Berri und anderen Architekten an
der italienischen Renaissance herrühren mag. Die zeitweise Vermeidung dieser
die Fensterzone zu einem „Band" zusammenschließenden Gesimsform scheint bei
uns wohl auf Weinbrenners Einfluß zurückzugehen. Auch der Stichbogen gehörte
nicht in Weinbrenners Repertoire, und die Beschränkung auf einen zierlichen

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