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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 70
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-02/0072
Man kann die sympathische Zurückhaltung des Baues als typisch badisch bezeichnen
, sie ist aber allgemein kennzeichnend für das mittlere 19. Jahrhundert. So
finden wir im Programm des Wettbewerbs für die Schaffung eines neuen Baustils,
den König Maximilian von Bayern 1850 ausgeschrieben hatte, Forderungen, denen
unser Gerichtsgebäude einwandfrei entspricht. Man verlangte dort, den „Charakter
praktischer Zweckmäßigkeit und heiterer Behaglichkeit mit dem der Einfachheit
und Schönheit zu verbinden", huldigte „dem leichten und heiteren
Schwünge der Formen und Verhältnisse" und lehnte „alles Frostige. Schwerfällige
, Düstere und Strenge" ab. Das paßt sehr gut zu unserem Schopfheimer Gebäude
(auch wenn das Wettbewerbsergebnis in München ganz anders aussah).18'

Gekuppelte Fenster, wie wir sie am Amtsgericht sehen, wurden etwa seit der
Jahrhundertmitte sehr beliebt. Sie konnten durch eine waagrechte oder segmentbogenförmige
, beim Lörracher Amtsgericht originellerweise flachgieblige Verdachung
zusammengefaßt sein. Sie entsprachen der Forderung der Zweckmäßigkeit
(ausreichende Beleuchtung, auch dort, wo zwei einzelne Fenster keinen Platz hatten
und ein überbreites Einzelfenster die Proportionen unerträglich gestört hätte)
und Ökonomie (geringerer technischer Aufwand als bei zwei Fenstern) und erlaubten
, eine Fensterfolge akzentuierend zu variieren.

Etwas hoheitsvoller gibt sich das Lörracher Amtsgericht (1865) mit seinem
markanten Kranzgesims, seiner Attika über dem Mittelrisalit und einem Werkstein
-Erdgeschoß. An die Stelle der Putzquader oder der genuteten Putzfläche der
Weinbrennerzeit trat in Lörrach eine echte Hausteinverblendung. Das war neu und
insofern zukunftsweisend, als etwa ein Jahrzehnt später an allen Gebäuden, die auf
Repräsentativität Wert legten, die Putzflächen stark reduziert wurden oder ganz
verschwanden. A. Pfister hat beim Lörracher Amtsgericht auf Münchens Ludwigsstil
hingewiesen; näherliegend ist es. nach Karlsruhe zu blicken, wo Berck-
müllers Sammlungsgebäude am Friedrichsplatz in seinen schlichteren Partien -
auch im Detail - durchaus verwandte Züge aufweist.

Ein Blick auf das fast gleichaltrige Müllheimer Amtsgericht: Auch dort entdecken
wir die gekuppelten und die Segmentbogenfenster, die flachgiebligen Verdachungen
- hier nun bei den Erdgeschoßfenstern, aber noch kein Quaderwerk.191
Insgesamt ist der Müllheimer Bau biederer, ländlicher als die beiden andern, aber
doch wieder aufwendiger als das alte Zollgebäude aus den Fünfzigerjahren beim
Rheinfelder Bahnhof. Das ehemalige Schönauer Gerichtsgebäude (1866) versucht
dagegen, durch eher überdimensionierte Fensterstürze bzw. Entlastungsbö-
gen - ein Motiv der italienischen Renaissance-Paläste - Eindruck zu machen.

Bleiben wir bei den Amtsgebäuden. Die Rathäuser von Haltingen (1867.
Abb. 13) und Wyhlen (1866) besitzen für ihre Zeit charakteristische Merkmale:
(im Mittelrisalit) gekuppelte Fenster mit schmalen Rahmungen, Segmentbögen
mit relativ kleinem Radius, immer wieder der Knick rechts und links an den
„Traufen" der Verdachungen, und zwar sowohl bei den segmentbogenförmigen
Portalbekrönungen in Wyhlen und Haltingen als auch bei der Dreiecksgiebelver-
dachung des Fensters über dem Portal in Haltingen. Auch die Giebelschrägen über

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