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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
59.1997, Heft 2.1997
Seite: 164
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1997-02/0166
Warum wurde vor fast 300 Jahren das Wyhlener
„Niederholz" ausgerodet?

Erhard Richter

Im südöstlichen Bereich der Gemarkung Wyhlen heißt noch heute ein aus Wiesen
und Äckern bestehender großer Teil des Feldes „Niederholz". Dieser schon zu
Beginn des 14. Jahrhunderts erwähnte Flurname geht auf einen dortigen Wald
zurück, da „Holz" bei uns früher ganz allgemein für „Wald" verwendet wurde.

Das „Niederholz" war aber nun nicht etwa ein niedriges, buschartiges Gestrüpp,
denn „nieder" drückt hier nur aus, daß der Wald nicht oben auf dem Dinkelberg,
sondern unten im Feld lag.

Dieses „Niederholz" wurde 1710 und in den Jahren danach ausgerodet, und im
folgenden sollen nun die Gründe hierfür aufgezeigt werden.

In jener Zeit herrschte wieder einmal Krieg zwischen Frankreich und Habsburg,
bzw. dem Reich. Aus Angst vor dem französischen Vormachtstreben beteiligten
sich daran auch England und die Niederlande, so daß sich eine große Allianz
gegen Frankreich bildete. In diesem Krieg ging es um die Nachfolge des letzten
habsburgischen Königs Karl II. von Spanien. Als dieser im Jahre 1700 kinderlos
starb, erklärte Ludwig XIV. seinen Enkel Philipp zum spanischen König, wodurch
der sogenannte „Spanische Erbfolgekrieg" ausbrach. Dieser dauerte 1701-14, und
er brachte auch große Not über die Bewohner des vorderen Hochrheintals und des
Dinkelbergs. Denn ein Jahr nach der unentschiedenen Schlacht bei Friedlingen
(1702) zwischen dem Türkensieger Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, dem
sogenannten „Türkenlouis", und dem französischen Marschall Villars fielen französische
Truppen ins „Obere Rheinviertel" ein. Dabei sollen sie nach zahlreichen
Plünderungen und Brandschatzungen etwa 10 000 Stück Vieh weggetrieben haben
. 1705 mußten dann die vorderösterreichischen Orte rund 150 Tonnen Frucht
an die eigene Regierung in Freiburg abliefern, obwohl sie schon in den vier
vorhergegangenen Jahren unter großen Abgaben zu leiden hatten.11

Die Not nahm in den folgenden Jahren so zu, daß sich 1710 der Wyhlener
Stabhalter Johannes Käufle und der Geschworene Fridle Schmidt in einer Bittschrift
an das Amt Rheinfelden wandten.

Darin ersuchten sie im Namen der Gemeinde um die Genehmigung nach, das
„Niederholz" zu Äckern ausroden zu dürfen, damit sich die Leute „Nahrung verschaffen
und vom völligen Untergang erhalten können".

Dieser Bitte wurde gegen eine Lieferung von zwei Quarten Frucht von jeder
jährlich angesäten Juchart stattgegeben.:' Da das Hohlmaß Quart etwa einem Liter
entsprach, war dies für eine Juchart (36 Ar) sicher nur eine symbolische Abgabe.

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