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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 1.1998
Seite: 17
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-01/0019
Die Ermordung Kotzebues durch Sand (1819). Revolutionen in Spanien (1820).
Griechenland (1821-29), in Frankreich und Belgien (1830). in Polen (1830/31).
das Hambacher Fest (1832). der Putsch in Frankfurt (1833). die Unruhen in Schlesien
(1844) und die Schriften von Blum. Engels, Marx. Heine. Feuerbach. Her-
wegh und schließlich die erneute Ausrufung der Republik in Frankreich im Februar
1848 sind nur die wichtigsten Stationen, die in Verbindung mit der Industrialisierung
und Wirtschaftskrisen sowie sozialen Umschichtungen das Volk in Europa
auf den Plan riefen.

Freilich war man auch in der konstitutionellen Monarchie bereit, den Zeichen
der Zeit nach 1789 Rechnung zu tragen, und dabei stand das neue, eben erst aus
einer Vielzahl von Herrschaften durch Napoleons Gnaden zusammengewürfelte
Großherzogtum Baden an Reformfreudigkeit gewiß nicht an letzter Stelle. Aber
bereits an der Frage, ob Revolution oder Evolution, schieden sich die Verantwortlichen
jener Tage: den einen ging alles zu langsam, und die anderen warnten vor
übereilten Schritten.

Schließlich sollte man sich bei der Lektüre über die Ereignisse von 1848 darüber
klar sein, wie schwierig, ja oft gefährlich und mißverständlich der Gebrauch
des Vokabulariums jener Tage für uns heute ist. wo mancher Begriff durch das
Geschehen seither mit Inhalten belastet ist. der in uns Assoziationen oft nach ganz
verschiedenen Richtungen auslöst.

Die Situation für Lörrach war im Frühjahr 1848 kaum anders als in vielen
anderen Städten Deutschlands, wo man für die Republik demonstrierte und sogar
auf die Barrikaden ging. Einzig die Grenzlage der Stadt war ein gewichtiger
Grund, weshalb Lörrach für kurze Zeit in den Mittelpunkt der lokalen Ereignisse
rückte, weil man aus dem nahen Elsaß und der Schweiz einmal auf Zuzug und
Unterstützung hoffte, andererseits beim Mißlingen eines Putschversuchs die rettende
Grenze in greifbarer Nähe war. Außerdem hofften Hecker und Struve im
badischen Grenzbereich zur Schweiz auf den revolutionären Einfluß demokratischen
Gedankenguts nach dem eben beendeten Sonderbundskrieg (1847).

So gärte es auch in Lörrach in einer Zeit, wo die Rufe nach deutscher Einheit
und Demokratie nicht verstummen wollten und das Beispiel vom Süden und Westen
jenseits des Rheins den freiheitlichen Bürgersinn weckte.

Am 4. März 1848 gab der Gemeinderat Lörrach die Errichtung einer Bürgerwehr
zur Sicherung der Bürger in der Nacht bekannt. Tags darauf begab sich eine
Massendeputation mit 190 Mann nach Karlsruhe, um die Beschlüsse der hiesigen
Volksversammlung mit 2200 Unterschriften der badischen Kammer zu übergeben.

Am 14. März beschloß die Volksversammlung in Lörrach die Bewaffnung der
Bürgerwehr mit Feuergewehren und Sensen auf Gemeindekosten. Gleichzeitig
wandten sich Hecker, Struve und Fickler an das badische Volk mit der Aufforderung
zur Verwirklichung der Republik. Dazwischen ertönte die mahnende Stimme
des Großherzogs, der die Aufrichtigkeit seiner liberalen Gesinnung beteuerte und
die Extremen auf den Weg der jungen Verfassung zurückrief. Der einstimmige
Ruf nach patriotischem Verhalten in so entscheidender Zeit wirkte um so unglaub-

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