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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 1.1998
Seite: 167
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-01/0169
Johann Peter Hebel ist über die alemannische Sprachgrenze hinaus meist als der
"Kalendermann" bekannt, der so vortreffliche Geschichten und lehrreiche Begebenheiten
, wie im Rheinländischen Hausfreund zu lesen, veröffentlicht hat. Sie
waren früher auch in Schulbüchern zu finden.

Hebel, der selbst der Kommission angehörte, die Verbesserungen beim Badischen
Kalender erreichen wollte, hat seinem Landesherrn so gute Vorschläge un-
terbreitet. daß er mit der Schriftleitung für den neuen Kalender "Der Rheinländische
Hausfreund" beauftragt wurde. Mit dem Erlös aus dem Verkauf wurde das
Karlsruher Gymnasium mitfinanziert.

Hebel hat somit in zweierlei Hinsicht ein gutes Werk getan: einerseits die Finanzierung
seines Gymnasiums gesichert, andererseits uns mit seinen Kalendergeschichten
vom "Rheinländischen Hausfreund" einen wahren Schatz an Geschichten
, besinnlich, heiter und nachdenklich stimmend sowie belehrend, beschert.

Viele dieser Geschichten konnte er nur schreiben, weil er sich selbst unter das
Volk begeben hat.

Hebel selbst erzählt dazu.

„Hab ich nicht an der Tafel mich den Grafen gleichgeachtet und mit dem König
von Bayern auf der Promenade in die nämliche Lotterie gesetzt und den Abend im
Lamm bei den Handwerksburschen zugebracht...Hab ich endlich nicht, unter uns
gesagt und nur unter uns gestanden, in 8 Tagen 60 Gulden durchgebracht?"

Er hat aber auch zahlreiche veröffentlichte Geschichten wiedergegeben, jedoch
in unübertrefflicher heblischer Erzählkunst.

So z.B. die Geschichte "Schlechter Lohn". Zwei weitere kurze Geschichten, die
auch weniger bekannt sind, möchte ich Ihnen ebenfalls vorlesen:

"Der geduldige Mann" und "Der sicherste Weg"

In beiden Geschichten spürt man Hebels Schalk besonders.

Schlechter Lohn

Als im letzten preußischen Krieg der Franzos nach Berlin kam, in die Residenzstadt
des Königs von Preußen, da wurde unter anderm viel königliches Eigentum
weggenommen, und fortgeführt oder verkauft. Denn der Krieg bringt nichts, er
holt. Was noch so gut verborgen war, wurde entdeckt und manches davon zur
Beute gemacht, doch nicht alles. Ein großer Vorrat von königlichem Bauholz blieb
lange unverraten und unversehrt. Doch kam zuletzt noch ein Spitzbube von des
Königs eigenen Untertanen, dachte, da ist ein gutes Trinkgeld zu verdienen, und
zeigte dem franwsisehen Kommandanten mit schmunzlicher Miene und spitzbübischen
Augen an, was für ein schönes Quantum von eichenen und tannenen Baustämmen
noch da und da beisammenliege, woraus manch tausend Gulden zu lösen
wäre. Aber der brave Kommandant gab schlechten Dank für die Verräterei, und
sagte: »Laßt Ihr die schönen Baustämme nur liegen, wo sie sind. Man muß dem
Feind nicht sein Notwendigstes nehmen. Denn wenn Euer König wieder ins Land

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