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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 1.1998
Seite: 168
(PDF, 34 MB)
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kommt, so braucht er Holz zu neuen Galgen für so ehrliche Untertanen, w ie Ihr
einer seid.«

Das muß der rheinländische Hausfreund loben, und wollte gern aus seinem
eigenen Wald ein paar Stämmlein auch hergeben, wenn 's fehlen sollte.

Der geduldige Mann

Ein Mann, der eines Nachmittags müde nach Hause kam, hätte gern ein Stück
Butterbrot mit Schnittlauch darauf gegessen, oder etwas von einem geräucherten
Bug. Aber die Frau, die im Haus ziemlich der Meister war, und in der Küche ganz,
hatte den Schlüssel zum Küchenkästlein in der Tasche, und war bei einer Freundin
auf Besuch. Er schickte daher die Magd und den Knecht eins um das andere, die
Frau soll heimkommen, oder den Schlüssel schicken. Sie sagte allemal: »Ich komm
gleich, er soll nur ein wenig warten.« Als ihm aber die Geduld immer näher zusammenging
, und der Hunger immer weiter auseinander, trägt er und der Knecht das
verschlossene Küchenkästlein in das Haus der Freundin, wo seine Frau zum Besuch
war, und sagt zu seiner Frau: »Frau, sei so gut und schließ mir das Kästlein auf,
daß ich etwas zum Abendessen nehmen kann, sonst halt ich's nimmer aus.« Also
lachte die Frau, und schnitt ihm ein Stücklein Brot herab und etwas vom Bug.

Der sicherste Weg

Bisweilen hat selbst ein Betrunkener noch eine Überlegung oder doch einen
guten Einfall, wie einer, der auf dem Heimweg aus der Stadt nicht auf dem
gewöhnlichen Pfad, sondern gerade in dem Wasser ging, das dicht neben dem
Pfade fortläuft. Ihm begegnete ein menschenfreundlicher Herr, der gerne der
Notleidenden und Betrunkenen sich annimmt, und wollte ihm die Hand reichen.
"Guter Freund", sagte er, "merkt Ihr nicht, daß Ihr im Wasser geht? Hier ist der
Fußpfad!" Der Betrunkene erwiderte: sonst finde er's auch bequemer, auf dem
trockenen Pfad zu gehen, aber diesmal habe er ein wenig auf die Seite geladen.
"Eben deswegen", sagte der Herr, "will ich Euch aus dem Bache heraushelfen!"
"Eben deswegen", erwiderte der Betrunkene, "bleib' ich drin. Denn wenn ich im
Bach gehe und falle, so falle ich auf den Weg. Wenn ich aber auf dem Wegfalle,
so falle ich in den Bach." So sagte er und klopfte mit dem Zeigefinger auf die
Stime, nämlich, daß darin außer dem Rausche auch noch etwas mehr sei. woran
ein anderer nicht denke.

Sein Briefwechsel mit seinem großen Freundeskreis und insbesondere mit Gustave
Fecht. der Schwägerin von Pfarrer Günttert in Weil, sind beispielhaft für die
Kunst der Sprache, die Hebel so einmalig gepflegt hat.

Einmal ist Gustave die "Teuerste Freundin", ein andermal die "Süße Jungfer
Sauerampfer".

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