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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 2.1998
Seite: 53
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0055
Das Gastwirtschaftsgewerbe beschränkte sich bis dahin im wesentlichen auf
Tavernen mit Herbergsrecht an frequentierten Durchgangsstraßen und in den größeren
Städten. Abseits der Wiesentäler Landstraße von Basel und Lörrach nach
Schopfheim zweigte damals noch in Gündenhausen bei dem seit ca. 1640 bestehenden
Straßenwirtshaus "Zum Löwen" die untergeordnete Vizinalstraße in das
dünnbesiedelte Kleine Wiesental ab. Diese Vizinalstraße von Langenau bis Neu-
enweg war noch bis in unser Jahrhundert verkehrstechnisch nicht sonderlich gut
ausgebaut, noch weniger die Quer- und Zweigverbindungen in die kleineren Täler
oder auf die Bergdörfer.

Dieser verkehrstechnische und geographische Umstand und die bescheidenen
Erwerbsquellen der Bevölkerung, welche sich fast ausschließlich auf Land- und
Forstwirtschaft konzentrierten, waren in den letzten Jahrhunderten für die Entwicklung
des Gastgewerbes entscheidend. Die Wirtsleute und Gastwirte mußten
sich deshalb vorwiegend auf die einheimischen Gäste beschränken. Als Vergleich
dient hierzu die Stadt Schopfheim, die allein um 1740 bereits 10 Realgasthäuser
aufzuweisen hatte, während im gesamten Kleinen Wiesental erst vier solcher Tavernengerechtigkeiten
bestanden. Ein weiterer Umstand muß ebenfalls für die
Beurteilung des früheren Kleinwiesentäler Wirtsgewerbes angeführt werden; nämlich
die sozialen und sittlich kulturellen Verhältnisse. An dieser Stelle darf dem
bekannten Prof. Carl Gustav Fecht (1813 - 1891) als Chronist und Kenner unserer
Heimat das Wort gegeben werden. In seiner eindrucksvollen Beschreibung der
Amtsbezirke Waldshut. Säckingen. Lörrach und Schopfheim aus dem Jahre 1859
wird folgendes Bild auszugsweise zitiert (S. 453 f.):

"Der Menschenschlag (im Amtsbezirk Schopfheim) ist durchweg ein körperlich
gesunder und kräftiger, die Tracht, im Wesentlichen die der übrigen Markgräfler.
zeigt sich im Allgemeinen auf dem Walde weniger ansprechend und freundlich,
als in dem Amtsbezirk Lörrach.

Reiß. Intelligenz und damit verbundener Wohlstand begegnet uns auch hier
vielfach in Stadt und Land: jedoch zeigt sich auch namentlich in einigen Waldorten
, deren Boden kaum noch Gerste. Hafer und Kartoffeln hervorbringt, und deren
Bewohner sich vorzugsweise mit Kohlenbrennen. Tagelöhnen. Holzhauen und
theilweise mit vagabundirendem Bettel ernähren. Unsittlichkeit. Arbeitsscheu.
Roheit, welche dem Reisenden im Wiesenthal in der Person der Kohlenbauern
(dieses und angrenzender Bezirke) so oft unangenehm in den Weg kommt, eine
gewisse wortkarge Verschmitztheit, auch Hang zum Genuß des Branntweins, und
in dessen Gefolge oft bedeutende Armuth. Auch findet man in den Privatwohnungen
und Wirthshäusern dieser Waldgegend, mit verhältnißmäßig wenigen Ausnahmen
, nicht die Bequemlichkeit und Reinlichkeit innerer Einrichtung, die dem
Wanderer auf dem eigentlichen, industriellen Schwarzwalde fast überall so wohl-
thuend entgegentritt."

Diesem zitierten Bericht von Prof. Fecht ist hinzuzufügen, daß diese Zustände in
den alten Wirtschaftsakten der ehemaligen Vogteien Wies und Neuenweg bestätigt
sind.

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