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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 2.1998
Seite: 97
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0099
Ein weiteres Wirtshaus war in dem nachfolgenden Haus an der Bergseite von
Mittelheubronn unter dem Namen "Zum Rößle" eingerichtet. Dort stand neben der
Schankwirtschaft ein Fuhrdienst mit Pferden und Mauleseln (Mulis) zur Verfügung
. Die betuchten und vornehmen Herrschaften, vorzugsweise von Badenweiler
, welche von der Sirnitz kommend weitere Erkundungs- und Wanderfahrten
unternahmen, ließen dort ihr Gepäck von den Mulis transportieren. Über diese
exquisiten Reisegesellschaften gab es viele amüsante Anekdoten, wonach so manche
vornehme Dame aus Badenweiler beim Ritt auf den Blauen oder Belchen von
den sonst gutmütigen, aber zeitweise störrischen Mauleseln abgeworfen wurde
und beim Fallen eine äußerst unglückliche Figur machte. An sogenannten Herrenabenden
im Kurbad von Badenweiler waren solche Eskapaden jahrelang Gegenstand
ausführlicher und erheiternder Beschreibunsen.

Im Juni 1890 ersuchte der Haidenhofbauer Johann Friedrich Dreher beim Großherzoglichen
Bezirksamt Schönau um ein Schankwirtschaftsrecht und einen
Branntweinausschank. Er erklärte, daß viele Touristen und sonstige Durchreisende
nach stundenlanger Wegstrecke bei ihm um Stärkung und Erholung nachsuchten.
Das Bedürfnis einer Schankwirtschaft auf dem Haldenhof wurde von der Behörde
eingesehen, und J.F. Dreher konnte ab Juni 1890 in seiner hergerichteten Stube die
Gäste mit Speis und Trank bewirten.

Nach einem Brand des alten Haldenhofes baute J.F. Dreher im Jahre 1911.
etwas unterhalb der Brandstelle, den neuen Haldenhof nun mit sechs Fremdenzimmern
im ausgebauten Dachstuhl. Gleichzeitig errichtete er vor seinem Haus eine
große Gastwirtschaft mit zunächst recht rustikal gezimmerten Bänken und Tischen
. Nördlich der Straße war eine offene Kegelbahn eingerichtet. Doch schon
im April 1912 verkaufte er den Haldenhof an Benjamin Schelb von Untermünstertal
. Weitere Eigentümer und Betreiber waren ab August 1926 Wilhelm Pfister und
ab Juni 1929 Julius Erhard, der den Haldenhof von Oktober 1933 bis Mai 1935 an
Fritz Brückel verpachtete.

Im Mai 1935 erwarb der Altbürgermeister und Sonnenwirt von Neuenweg. Hermann
Botz. den Haldenhof. Noch im gleichen Jahr wurde durch Hermann Botz
der Haldenhof durch ein zusätzliches, auf das Haus gesetztes Stockwerk ausgebaut
, und ab 1936 konnten insgesamt 13 Fremdenzimmer angeboten werden. Der
Gasthof ging im Oktober 1941 pachtweise an den Schwiegersohn Josef Müller
und an seine Tochter Berta, geborene Botz. über.

Der Haldenhof erlebte Ende April 1945 wohl sein traurigstes Kapitel.

In Heubronn war gegen Kriegsende eine SS-Abteilung zur Verteidigung der
Paßhöhen stationiert, und die einzelnen Leute wurden in mehreren Privathäusern
von Heubronn einquartiert. Die Verpflegungsstelle ist im Haldenhof eingerichtet
gewesen. Ein SS-Angehöriger hatte die Scheuer des Haldenhofes in Beschlag
genommen und dort Wehrmachtsausrüstungsgegenstände gelagert. Als vorrückende
französische Truppen fast kampflos den Haldenhof eroberten und danach die
im Haldenhof eingelagerten Ausrüstungsgegenstände mit SS-Symbolen vorfanden
, wurden diese Gegenstände in der Scheuer kurzerhand mit Benzin in Brand
gesetzt, wobei das Feuer auf das gesamte Anwesen übergriff.

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