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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 2.1998
Seite: 115
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0117
thentischen Einblick in das wechselhafte Leben und unstete Wesen unseres Friedrich
Ludwig aus Wieslet. Dieser Artikel ist der bisher einzige wesentliche Literaturhinweis
auf Friedrich Ludwig.

„Einern im Chiemgau ansässigen Juristen, Verleger und Kunstsammler gelang
es während der vergangenen Monate, einen erheblichen Teil des künstlerischen
Nachlasses des Malers Friedrich Ludw ig (25. Oktober 1895 bis 22. Januar 1970)
sicherzustellen und für eine eingehende Bearbeitung vorzubereiten. Damit findet
das Lebenswerk eines vergessenen Einzelgängers seine verdiente, wenn auch späte
Würdigung. Ludwig lebte seit dem Zweiten Weltkrieg in und bei Berchtesgaden,
unternahm noch einige Reisen in den Süden und nach Holland, bemühte sich
jedoch nur in sehr geringem Maße um Ausstellungen und Verbindungen zum
Kunsthandel, der damals in den fünfziger Jahren erst am bescheidenen Beginn
seiner weit später kumulierenden Entwicklung stand. Ludwig war ein im Umgang
zeitweise sehr verschlossener, äußerst sensibler und eigenwilliger Künstler, den
das Bewußtsein eigener Integrität und seine Auffassung von der Würde des Menschen
schließlich immer mehr in die Isolation drängte. Wer ihm näher kam und
die stachelige Schutzhülle seiner Abwehrhaltung zu durchdringen vermochte, erlebte
ihn als einen ganz prächtigen Menschen, mit dem über Gott und die Welt,
über Politik und Kunst stundenlang zu diskutieren war. Da war er überzeugt von
der malerischen Qualität und Aussagekraft seiner Bilder, auch wenn er sich
selbstkritisch äußerte und unzufrieden zu sein schien. Übermalungen und viele
kleine Studien zeugen von der fortwährenden Arbeit am Motiv, vor allem des
Landschaftlichen. Ludwig wurde - nicht etwa aus Gefälligkeit - schließlich zu
einem Maler des ihn umgebenden Hochgebirges. Da er sich um Verkäufe nicht
kümmerte und es sogar rundweg ablehnte, gegen gutes Geld Bilder herzugeben,
wenn ihm der Interessent nicht paßte, schenkte er fürs Notwendigste seiner späten
Jahre zuweilen etwas her - vielleicht für ein Mittagessen und etwas zum Trinken.
Er selber ließ sich gar nichts schenken. Lieber lebte er von alten Haferflocken.
Die Nachkriegszeit in Berchtesgaden war schwer für Ludwig. Seit den Jahren der
Drangsalierung während NS-Zeit und Krieg fühlte er sich in die Rolle des Sonderlings
gedrängt, für den in dieser Welt kaum ein Platz sich bietet. Den Kampf ums
tägliche Brot mied er lieber zugunsten der Arbeit draußen in der Landschaft und
im Atelier.

Es wird berichtet, daß Ludwig Justi, der von 1909 bis 1933 die Berliner Nationalgalerie
geleitet hatte, für 1934 eine Ausstellung von Bildern und Skizzen Friedrich
Ludwigs im Münchner Kunstverein vorbereitet hatte und daß der damalige
Gauleiter und Staatsminister Adolf Wagner die Eröffnung verhinderte. Wagner
habe gedroht: , Wenn das Zeug bis morgen nicht von den Wänden ist, lasse ich es
abhängen und im Hof mit Benzin übergießen'. Für den damals 38jährigen Künstler
, der sich nach Jahren des Lernens, Reisens und freien Arbeitens in Frankfurt,
Florenz, Zürich, Berlin und Paris nun am Beginn einer wenigstens bescheidenen
Karriere sah, war dies das Ende der Hoffnungen auf Hilfe und Reputation. Die
Angst wuchs. In der Züricher Galerie Neupert, die sich auch nach dem Krieg an

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