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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 2.1998
Seite: 116
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0118
Ludwig erinnerte, hatte er 1935 eine Ausstellung, die zu dem Angebot an ihn
führte, einen kostenlosen Aufenthalt in der Schweiz zu verbringen. Wieder kam es
zur Ablehnung von etwas, was er als Geschenk oder als Kompensation nicht
anzunehmen bereit war. Seit 1937 lebte Ludwig in Düsseldorf, doch auch hier gab
es keine Möglichkeiten einer Ausstellung für ihn. Ein Freund mit Namen Karl
Hofer, doch nicht der berühmte Berliner Maler, wollte Ludwig vor dem Krieg in
die USA mitnehmen. Auch dies lehnte er ab. Er scheute den Wechsel in einen ganz
anderen Lebensraum und den Verzicht auf Europa. Ludwig schien sich inzwischen
mit seiner Außenseiterrolle abgefunden zu haben. Seine Bilder aus den dreißiger
Jahren enthalten diesen persönlichen Ausdruck der Unabhängigkeit. Es gibt kein
einziges Beispiel der versuchten Annäherung an den offiziellen Regierungsstil
jener Zeit, kein einziges Zugeständnis an ,die neue Richtung' des Rückgriffs auf
Romantik und 19. Jahrhundert, auch wenn weit bekanntere Künstler diesem ,Zug
der Zeit' nicht zu widerstehen vermochten. ,Ludwig war ein geistvoller und überaus
beweglicher, echter und begeisterungsfähiger Künstler', erinnert sich der
Züricher Kunsthistoriker Dr. Werner Y. Müller. ,Ein geborener Maler, der nur in
Farbenträumen lebte und sich wie ein Kind an dem farbigen Wunder der Dinge
immer und immer wieder freute'. Doch wie Schmetterlingswunder seien seine
Bilder .eigentlich fremd in dieser Welt und sie zählen bei rohen Menschen kaum'.

Immer wieder einmal habe Ludwig einen Anlauf genommen, einen Kunsth istoriker
aufzusuchen, um ihn für seine Bilder interessieren zu können: ,Es blieb leider
zumeist beim Beschenktwerden durch ihn und bei Empfehlungen an einige Bekannte
und initiative Kunsthändler - und bei wundervollen Gesprächen über
Kunst und Schönheit'. Werner Y. Müller kommt zu dem Schluß: ,Er ist in eine
schlechte Zeit hineingeboren worden und war zu kindlich, sich aus dem verbrecherischen
Krieg herausreißen zu können. Nachher wurde er von der Nachkriegsgeneration
, die auch leben wollte, zum alten Eisen geworfen. So war er immer im
Tiefsten ein heimatloser Zugvogel - nirgends seßhaft als in seinen Künstlerträumen
'. Schon vor dem Krieg war Ludwig offenbar im Berchtesgadener Land anzutreffen
. Der jetzige Münchner Werbeunternehmer, ,Insel-Film'-Produzent und Generalkonsul
Norbert Handwerk kannte Ludwig seit 1934. Er traf ihn wieder 1944
auf der Reichenau im Bodensee, wo Ludwig im Grenzdienst eingesetzt war, und
1969 zufällig auf der Straße in München. Im Juli war Otto Dix gestorben, und
Handwerk suchte einen Künstler, der ihm anstelle von Dix nun die Weihnachtsglückwünsche
malte. Ludwig lieferte ihm Pastelle aus Bayern, farbenfrohe kleinere
Formate. Handwerk: ,Ich kaufte auch dieses und jenes Bild von ihm, die ich
aber fast alle verschenkte. Auch die Pastelle gingen als Glückwünsche oder mit
den Glückwünschen versehen, an gute Kunden hinaus, denn es waren kleine,
liebenswürdige Arbeiten, die er relativ schnell schuf'. Während seiner letzten
Lebensjahre genoß Ludwig den von Theodor Heuss geschaffenen ,Ehrensold' als
Vergünstigung in wirtschaftlich dürftigen Verhältnissen. Er hatte 1955 noch einmal
geheiratet, doch das Zusammenleben währte nicht lange. Die nervliche Belastung
des entbehrungsreichen Lebens hatte zu gesundheitlichen Einbußen geführt,

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