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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 2.1998
Seite: 117
(PDF, 33 MB)
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die nun auch der Malerei hinderlich waren. Es gab Phasen, in denen er drei bis
vier Wochen umgänglich war und sich halbwegs wohl fühlte, dann verkroch er
sich wieder in Resignation und Unzulänglichkeit. Friedrich Ludwig wurde am 25.
Oktober 1895 als siebentes Kind eines Bauern im südlichen Schwarzwald geboren
. Seine Eltern gaben ihn mit acht Jahren zu entfernten Verwandtet! auf einen
Bauernhof wo er als Kind harte Arbeit zu leisten hatte. Auf dem Speicher des
Hofes fand er alte Schriften. Bücher und Drucke, sah alte Kupferstiche, darunter
Rembrandts .Drei Bäume '. Er fühlte sich seltsam erregt und übte sich im Nachzeichnen
. Es wuchs die Sehnsucht nach einem Dasein als Künstler. Doch der
Vater erklärte: .Landschaftsmaler kann ich dich nicht werden lassen, dafür haben
wir kein Geld. Aber Anstreicher kannst du werden'. So kam er in der kleinen Stadt
Schopfheim, im mittleren Wiesental, zu einem Meister in die Lehre. Alfred Kuhn,
der Rektor der Gewerbeschule, wurde auf sein Talent aufmerksam und schickte
Zeichnungen von ihm nach Karlsruhe zu Prof. Hofacker , der dem Schwarzwaldbuben
daraufhin ein Stipendium fiir die Kunstgewerbeschule verschaffen wollte.
Ludwig jedoch wollte kein fremdes Geld annehmen, er beendete seine Lehrzeit als
Anstreicherlehrling und ging kurz vor dem Krieg, der ihn dann nach Deutschland
zurückzwang, zu einem Dekorateur nach Zürich.

Nach seinen vier Frankfurter Nachkriegsjahren, die ihm das Studium an der
Städel-Schule ermöglichten, reiste Ludwig nach Italien, war beeindruckt durch die
Begegnung mit den Quattrocentisten, vor allem mit Piero della Francesca, erlebte
dann in Paris zum erstenmal Cezanne und den Kubismus, studierte an der Acade-
mie Julian, kehrte jedoch zurück nach Zürich und fuhr wieder nach Florenz. Im
Berlin der ausgehenden zwanziger Jahre, wo er als Maler Fuß zufassen versuchte
, und in Paris wurde man allmählich auf Ludwig aufmerksam. In seinen Bildern
können ungreifbare Geistwesen aufsteigen. Verkantungen und Brechungen enthalte
?! symbolhaft angedeutete Figuren, Schemen, Gesichter. Angeschnittene, ins Bild
ragende Gestalten haben etwas Transistorisches, Unfestes. Wesentlich kompakter
sind seine Einzelfiguren. Räumliche Weite und plastische Volumina bildeten fiir
Ludwig den Anlaß für eine Vielzahl von Bildern, die in der europäischen Kunst
der Zeit nach Cezanne neben den deutschen Expressionisten den eigenen Weg des
Einzelgängers bezeugen: eines Koloristen von hohen Graden, dessen Entdeckung
nun nachzuholen ist. .Ich muß die Landschaft auf den Altar heben', pflegte er zu
sagen. Indem er Französisches und Deutsches ineinander wachsen ließ, wurde
Ludwig in seiner Zeit zu einem Unzeitgemäßen, dessen Bedeutung eigentlich nur
von Menschen erkannt wurde, die Künstler waren und verwandten Geistes. Wer
seine Bilder erwarb, lebt mit der Freude, die sie enthalten."

Professor S. Marien aus Traben-Trarbach, auf den alle Besucher an diesem
Eröffnungsabend gespannt waren, spann das ,.Ludwig-Märchen" weiter und erzählte
die unglaubliche Geschichte, wie er selbst zu diesen vielen Ludwig-Bildern
kam. ..Ich bin froh, daß wir hier sind. Warum wir eigentlich hier sind, wir alle
gemeinsam, ist etwas ganz Wundersames, nämlich eine Dummheit von mir. Ich
war in Salzburg gewesen, am Chiemsee wohnend, und wollte nach Hause fahren

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