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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 2.1998
Seite: 139
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Doch in einem Brief vom 25. Dezember 1906 an einen seiner Gönner und
Unterstützer schrieb er: „Also München verliert seinen Reiz schon für mich. Vielleicht
schon sehr bald kehre ich ihm den Rücken. Sicher ist, die Stadt, ihr Leben
und Treiben hat für mich künstlerisch kein Interesse, aber die heimische Natur,
das heimische Leben lockt mich!'*

Er verließ die laute und für ihn fremde Stadt und zog sich zurück, um den Hotzen-
wald zu bereisen, doch schon 1907 schrieb er: ..Meine Tage sind hier gezählt, ich
gedenke bald wieder nach München zurückzukehren. Befriedigt bin ich von meinem
Aufenthalt auf dem Hotzenwald gerade nicht. Ich gehe jetzt gern wieder fort."

So zog es die unstete Seele von einem Ort zum anderen, immer die Fiktion vor
Augen, eines Tages den Erfolg zu haben, den er sich vorstellte. „Wenn ich gesund
bleibe, muß eines Tages der Erfolg kommen!", schrieb er 1914 bei einem Aufenthalt
in Wieslet an einen seiner Gönner.

Gerade dieser große Unterstützer bat ihn immer wieder inständig, die Malerei mit
einer „festen Arbeit als Zeichenlehrer" zu verbinden, um finanziell unabhängig zu
sein. Doch das lehnte Schleith rigoros mit der Begründung ab, daß er kein Materialist
sei und sich nicht zu einer „regelmäßigen" Arbeit eigne, denn ihm sei kein
„echter Künstler" bekannt, der sich den Zwängen der „Regelmäßigkeit" unterwerfe.

So arbeitete er besessen an seinen Zeichnungen, teils vollendet, teils unvollendet
füllten sie seine Zeichenmappe. Wenn er ein Werk, mit dem er endüch zufrieden
war, verkaufte, gönnte er sich eine kleine Reise oder einen Besuch im Kunstmuseum
in Basel.

Daß so ein „Künstlerleben" nicht unbedingt die Anerkennung der Bevölkerung,
die um das tägliche Brot hart arbeiten mußte, fand, war sehr verständlich, denn ein
immer auf seine äußere Erscheinung bedachter Maler, der nur mit seiner Staffelei
den auf dem Acker arbeitenden Bauern zuschaute, mußte provozierend wirken.

Das alles sah der Maler natürlich mit anderen Augen. Er nahm nur die Schönheit
der kräftigen Bewegungen der Bauernkörper wahr, ergötzte sich an den Sonnenstrahlen
, die sich in den Ästen der Bäume und Büsche brachen, und hielt sie
fast fotografisch mit seinem Bleistift fest.

So war das Verhältnis zwischen dem „Bauernvolk" und ihm ein sehr gespanntes
. Auch seine Familie freute sich nicht unbedingt, einen so „faulen Strolch"
durchfüttern zu müssen.

Der „Chunschtmoler Schleith" machte es aber seiner Umwelt auch nicht leicht,
ihn zu akzeptieren, konnte er sich doch, obwohl er als „armer Schlucker" galt,
immer wieder Aufenthalte in Gresgen, Schweigmatt oder in der Schweiz leisten.
Daß dies „Arbeitsferien" auf Grund einiger Einladungen seiner Gönner waren,
wußten die Bauersleute natürlich kaum, sind die meisten von ihnen noch nicht
einmal in Lörrach, geschweige denn in Basel, gewesen.

Bis 1917 verlief das Leben des Malers in mehr oder weniger ruhigen Bahnen. Er
malte und zeichnete, schrieb lange Briefe an seine Freunde, und wie man über ihn
urteilte, war für ihn kein Thema. Doch dann zogen dunkle Wolken über Europa
auf, und der erste Weltkrieg brach mit seinen Schrecken aus.

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