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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 2.1998
Seite: 142
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0144
Die nach seiner Meinung beste Zeichnung brachte er nach Schopfheim zur
Tochter des Buchbinders Lais, „die als hilft, meine Bilder zu verkaufen".

Um besser zu verstehen, warum Schleith immer wieder schrieb: „Gemalt habe
ich schon lange nicht, die Götter mögen wissen, wann ich wieder dazu komme,"
muß der Leser wissen, daß er geradezu pedantisch den Unterschied zwischen
Zeichnen (mit Bleistift, teils koloriert) und Malen (Öltechnik) hervorhob.

Das Zeichnen war für ihn nur zweitrangig, und es ärgerte ihn kolossal, daß die
Schwarz-weiß-Technik mehr Geld einbrachte als seine „Gemälde in Öl".

Er schrieb: „Daß ich nicht mehr zum Malen komme, grämt mich am meisten,
das Zeichnen hätte ich jetzt wieder auf einige Zeit satt," und zitierte gleichzeitig
Van Gogh, der sprach: "Ein Grund zu arbeiten ist, daß die Bilder bar Geld sind.
Du wirst sagen, daß dieser Grund erstens recht prosaisch, zweitens nicht wahr ist,
aber es ist doch wahr!"

. Daß der Maler sich in Wieslet nicht unbedingt wohl fühlte, geht immer wieder
aus seinen Äußerungen der zahlreichen Briefe, die er hinterließ, hervor. Deshalb
war er sehr glücklich, ein Zimmer in Gresgen für die Sommermonate zu finden,
das er finanzieren konnte. „Ich habe nun ein Zimmer gefunden, das mir einigermaßen
zusagt, es kostet ja nun freilich täglich 80 Pfennig, aber es geht ja schließlich,
aber in Wieslet wäre ich nun wohl ganz 'versauert', denn ich war dort wieder
einmal auf einem 'toten' Punkt angelangt," schrieb er im Juni 1930. Doch der
Wettergott war ihm in Gresgen nicht hold, denn der Juli 1930 brachte viel Regen
und Nebel, so daß der Maler fast verzweifelte, hatte er sich doch so viel vorgenommen
. „Ob wohl bald endlich schönes Wetter kommt? Meine Gemälde machen
mir Sorgen. Man ist eben immer abhängig vom 'Sonnenschein'", klagte er, „zum
Glück habe ich also ein sehr nettes Zimmer bei sehr angenehmen Leuten. Hier bin
ich ein Fürst, daheim ein 'Schmarotzer', möchte ich mit Dürer sagen - deshalb
habe ich nach Wieslet noch kein Verlangen gehabt."

Außer ein paar „Sonnentagen" brachte der Sommer 1930 nur „Sauwetter", wie
Schleith es wütend ausdrückte. In einem Septemberbrief schrieb er: , Jetzt ist Gresgen
, wie schon oft in letzter Zeit in Nebel gehüllt, es ist ganz 'trostlos'. Es bleibt mir
jetzt eigentlich nichts übrig, als 'Galgenhumor', der aber eine bittere Sache ist. Es
war nicht leicht für mich, dieses Jahr nach Gresgen zu gehen, aber noch viel schwerer
ist es nun für mich auf anständige Weise von hier weg zu kommen."

Und wieder verdunkelte sich der Himmel über Europa!

Die ersten Anzeichen eines „neuen Denkens" zeigten sich.

Eine für den Maler „unheimlich politische Geschäftigkeit" einiger seiner Freunde
ängstigte ihn zusehends. Sie hatten kaum noch Zeit, sich um einen „kleinen
Künstler" zu kümmern.

„O, glücklich, wer noch hoffen kann, aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen
!", schrieb er verzweifelt.

Am 29. September 1930 kehrte er nach Wieslet zurück, bepackt mit 3 Zeichnungen
, die er bei Buchbinder Lais zu verkaufen hoffte. „Wären sie nur schon ver-

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