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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
60.1998, Heft 2.1998
Seite: 185
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1998-02/0187
Späte Ehrung - Lotte Paepcke wurde mit dem

Johann Peter Hebel-Literaturpreis
des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet

Elmar Vogt

Um es gleich vorwegzunehmen: Das Alter darf bei einer (Literatur-) Preisverleihung
keine Rolle spielen.

Diesem Argument fühlte sich auch die Jury in diesem Jahr (endlich) verpflichtet
, als sie Lotte Paepcke für den Johann Peter Hebel-Literaturpreis ausgewählt
und vorgeschlagen hat. Die bekannte, hochbetagte Schriftstellerin konnte die Reise
in das Wiesental aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten.

Lotte Paepcke wurde am 28. Juni 1910 in Freiburg im Breisgau geboren und
lebt heute in einem Altenstift in Karlsruhe-Rüppur.

In der Reihe "Mit der Hebelpreisträgerin im Gespräch" hatten die Besucher am
Vorabend der Verleihung Gelegenheit, im Elternhaus Johann Peter Hebels Näheres
aus den Werken von Lotte Paepcke zu erfahren.

Die Enkeltöchter Barbara Fleck und Ursula Paepcke übernahmen stellvertretend
die Aufgabe, dem kleinen Kreis in einer Lesung die Lebens- und Leidensgeschichte
der Jüdin Lotte Paepcke in kurzer und sehr eindrucksvoller Form anhand ihrer
autobiographischen Schilderungen zu vermitteln und Auszüge aus dem Buch "Ein
kleiner Händler, der mein Vater war" vorzutragen, das jetzt in einer Neuauflage
(Verlag G. Braun. Karlsruhe) wieder zu haben ist.

Leben und Werk Lotte Paepckes sind von den leidvollen Erfahrungen als Jüdin
zur Zeit des Nationalsozialismus geprägt. Nach einer bewegten Jugend sei der Tag
gekommen, an dem sie "nur noch Jude war". "Eine selbstverständliche Eigenschaft
meiner Person wurde zum Schandmal erklärt", schrieb die Juristin, die 1933
von der Universität Freiburg ausgeschlossen wurde und die letzten Kriegsmonate
im Kloster Stegen Zuflucht fand.

Von einer erschütternden Zeitreise sprach Bürgermeister Karl Heinz Vogt nach
dieser Lesung. In dem angekündigten "freudige Stündli" wurde auf eindringliche
Weise ein ganz und gar nicht erfreuliches Schicksal aus den düstersten Tagen
Deutschlands beleuchtet.

"Ich wurde vergessen", heißt der Titel eines Buches von Lotte Paepcke. "Ein
anderes Vergessen nach der Schreckensherrschaft des Hitlerreiches ist es für mich,
daß Frau Paepcke so lange beim Hebelpreis vergessen wurde", betonte Bürgermeister
Karl Heinz Vogt. Ihre Bücher nannte er "bewegende menschliche Dokumente,
die uns aufrütteln sollten, gerade jetzt, wo verstärkt Intoleranz und Unmenschlichkeit
sich ausbreiten und wo wir uns oftmals schon wieder zur Seite drehen, als
wäre nichts geschehen".

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