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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 128
(PDF, 33 MB)
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Thomas Platter in Basel

Szenen - Schauplätze - Rollen

Martin Jösel

„Memoiren" als Büchergattung erscheinen uns heute so selbstverständlich wie
Romane und Reiseführer. Krimis und Kochbücher. Mehr oder weniger berühmte
Zeitgenossen zögern nicht mit der Veröffentlichung ihrer Lebenserinnerungen. Karriere
und Krisen. Kindheits-Anekdoten und Alters-Weisheiten verkaufen sich gut.

Dies war nicht immer so: Bis zum Ende des Mittelalters gab es Heiligenlegenden
und Pilgerberichte. Das Leben des einzelnen ging auf in der Heilsgeschichte, war
Ausdruck des göttlichen Heilsplans. Tausend Jahre lang standen die „Bekenntnisse"
des heiligen Augustinus Pate, wenn Menschen ihre Lebensgeschichte niederschrieben
. .Der Mensch, der sich unter der Last der Sterblichkeit beugt, dem Zeugnis
seiner Sünde" "- so Augustinus am Ende des 4. Jahrhunderts - sei nur ein geringer
Teil der göttlichen Schöpfung. Zu Beginn der Neuzeit brachen zwei Männer mit
dieser Tradition, indem sie das eigene Ich ins Zentrum ihrer Vita stellten.2' Der eine
war der Ritter Götz von Berlichingen. der um 1560 seine Lebensgeschichte einem
befreundeten Pfarrer diktierte, der andere Thomas Platter. Seine „Lebensbeschreibung
" zählt zu den frühesten Autobiographien, die wir kennen. Deren Basler Szenen
und Schauplätze stehen im Mittelpunkt meines Beitrags zum Thomas-Platter-Jahr
1999. Die vielen Rollen, die er auf der Bühne der Stadt Basel im 16. Jahrhundert
spielte, sollen dabei vorgestellt und erläutert werden.

Zueignung

Am 28. Januar 1572 begann ich dies zu schreiben. Ich vollendete es in 16 Tagen.-
Schon oft hast du, mein lieber Sohn Felix, den Wunsch geäußert, ich solle mein
Leben von Jugend auf beschreiben; dies wollten auch einige berühmte und gelehrte
Männer, die vor vielen Jahren meine Schüler gewesen sind. Denn ihr alle habt
manchmal von mir gehört, in welcher Armut ich von Geburt an lebte und in wieviel
große Gefahren für Leib und Leben ich geraten bin: zuerst als ich in den grausam
hohen Bergen habe dienen müssen, dann als ich in meiner Jugend als fahrender
Schüler unterwegs war; auch wie ich geheiratet habe und mit meiner Frau mit
großer Sorge, Mühe und Arbeit meine Familie ernährt habe (S. 3f'.

Wenn Platters eigene Angaben stimmen,4' ist er vor 500 Jahren, am 10. Februar
1499. im heutigen Grächen im Ober-Wallis geboren. Vor allem auf Bitten seines
Sohnes griff er im Alter von 73 Jahren zur Feder, um in nur 16 Tagen seine
Lebenserinnerungen - das Manuskript liegt heute in der Basler Universitätsbibliothek
- niederzuschreiben. Gleich mehrfach zeigt sich Platter zu Beginn als geschickter
Autor. Nicht um der eigenen Selbstdarstellung willen schreibe er. son-

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