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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
61.1999, Heft 1.1999
Seite: 138
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Von Wiechs nach Amerika
Ein Auswandererbrief

Mitgeteilt von Karlheinz Hahn

Williamsburgh bei Neujork, d(en) 19. September 1852

Werter Schwager und Schwägerin!

Einmal muß ich es wagen. Euch Nachricht von unseren Verhältnissen und unser
neuen Heimat zu geben. Ich will Euch aber zuerst unsere Reise beschreiben,
welche im ganzen gut. aber doch mit vielem Kummer und Beschwernissen verbunden
gewesen ist.

Den 3. Februar d.J.. wo wir von Euch geschieden, sind wir selbigen Tag nachts
10 Uhr auf der Eisenbahn in Straßburg angekommen. Wir wurden in ein Wirtshaus
geführt und gut beherbergt. Unsere Verwandten konnten wir in Straßburg
nicht mehr aufsuchen, weil wir den morgigen Tag früh 6 Uhr mit der Eisenbahn
weiter bis nach Saarburg fuhren. Von da aus kamen wir auf einem großen Omnibus
. Derselbe fuhr 2 Tag und 2 Nächte immerfort bis nach Commercy. In diesem
Omnibus ist es sehr beschwerlich gewesen, da bereits 60 Personen darin waren.
Und da er zu voll war, konnten die Kinder nicht schlafen. Wir mußten sie deshalb
die ganze Nacht auf unserem Schoß liegen haben.

Von Commercy kamen wir wieder auf die Eisenbahn bis nach Paris und sind den
6. Feb. abends 5 Uhr in Paris angekommen. Hier haben wir etwas gegessen und
getrunken und sind 9 Uhr nachts wieder auf die Eisenbahn gekommen und die ganze
Nacht gefahren. Um 6 Uhr morgens den 7. Feb. sind wir in Le Havre („Hafte")
angekommen und sind im Gasthaus ..Zur Stadt Straßburg" in Kost und Logis gekommen
. Hier mußten wir 20 Tage warten bis wir auf ein Schiff kommen.

Unter dieser Zeit kamen auch Schütz und Bäckert von Langenau sowie 3 Raitba-
cher und 2 Feuerbacher. Ich holte sie auf der Eisenbahn ab und führte sie in mein
Wirtshaus, wo wir beieinander waren bis den 26. Feb(ruar). Da kam um 9 Uhr
morgens Nachricht, daß wir mit dem um 1 Uhr abfahrenden Schiff ..Helvetia"
abreisen müssen. Und wir hatten noch alles in Ordnung zu machen mit unseren
Papieren und Lebensmittel. Da mußten wir laufen und springen bis wir die Sache
auf dem Schiff hatten, denn kaum waren wir fertig, so fuhr es ab. Meine Frau ließ in
der Eile noch ihre neuen Schuh im Wirtshaus. Daß wir so lange in Havre bleiben
mußten, war Agent Klenk schuldig, der uns schlecht besorgt hat. Wir hatten zwar
diese 20 Tage gute Kost gehabt und sind alle gesund und stark geworden, auch
haben wir auf der Eisenbahn nicht zu klagen. Nun waren wir auf dem Schiff Helve-
tia, Kapitän Martch. ein Dreimaster, wo bereits 400 Personen waren und hatten im
Zwischendeck die Bettnummern 57 u. 58. Beide Bettladen waren aufeinander, in der

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